"Frozen in time" - Mit dieser englischen Phrase lässt sich das Phänomen NESTOR ganz gut zusammenfassen, denn die Band wurde nicht nur schon 1989 gegründet, sondern klingt auch so. Die Schweden brauchten über 30 Jahre, bis sie im vergangenen Jahr ihr Debütalbum veröffentlichen konnten, das nun klugerweise von einem international gut aufgestellten Label aufgegriffen wurde.
Andernorts, vor allem im Melodic-Rock- und AOR-Untergrund, wurde schon viel über "Kids In A Ghost Town" geschrieben und mehr oder weniger alles gesagt, also fassen wir noch einmal aus subjektiver Sicht zusammen. NESTOR beeindrucken auf allen Ebenen, denn die Band hat das Material selbst produziert und ihm einen Klang verliehen, den die Schwergewichte des Achtziger-Plüsch-Rock mit ihren Riesenaufnahmebudgets kaum satter und glatter hinbekommen hätten.
Und selbstverständlich stimmt auch das Songwriting, denn auch wenn die enthaltenen Stücke selten direkt auf bereits bekannte Gassenhauer der alten Helden verweisen, liegen frühe Bon Jovi, Boston, Journey und Konsorten als Impulsgeber für NESTOR auf der Hand. Innerhalb des Lieder-Dreiecks aus ´These Days´ (Ohrmurm deluxe), ´Firesign´ (flotter Pulsbeschleuniger) und ´Tomorrow´ (Eighties-Ballade mit allen Schikanen) deckt die Gruppe im Grunde das gesamte Genre-Spektrum ab.
Napalm Records wuppen bei ihrer Neuauflage in verschiedenen Editionen neben doofen Gimmicks im Holz-Boxset (Gitarrenplektren und so…) drei Bonustracks drauf, die nicht etwa ans Ende gehängt wurden, sondern sich im Laufe der originalen Trackliste einschleichen. "Kids In A Ghost Town" erhält dadurch eine etwas andere Dynamik, doch da die Tracks - speziell das lakonische ´Signed in Blood´ - ebenfalls Volltreffer sind: alles richtig gemacht!
FAZIT: "Kids in A Ghost Town" ist eine Melodic-Rock-Perle skandinavischer Prägung und klingt als solche wie aus der Zeit gefallen, weil NESTOR gewissermaßen aus der Zeit gefallen SIND. An der Qualität der Scheibe gemessen ist das, was das Label Frontier Records in den letzten Monaten herausgebracht hat, selbst im Bündel betrachtet ziemlich kalter Kaffee. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/3852705a57014fe482c04bff47e8fc4c" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.09.2022
Marcus Åblad
Tobias Gustavsson
Jonny Wemmenstedt
Martin Frejinger
Mattias Carlsson
Napalm / SPV
60:23
23.09.2022