Prosthetic, Noisehead und Rising sind nur drei Labels, bei denen NOCTEM bereits unter Vertrag standen. Die Band treibt bereits seit mehr als 20 Jahren ihr Unwesen und hat nun ihre bisher wohl vertriebsstärkste Plattenfirma gefunden… Ob sie auf ihre "alten" Tage noch etwas mit ihrem klanglich knallfett und präzise in Szene gesetzten Black/Death Metal à la Behemoth (checkt mal ´Ceremonial Miasma´), Hate oder auch Dark Funeral reißen können?
Immerhin handelt es sich bei "Credo Certe Ne Cras" ("Ich bin sicher, dass es kein Morgen gibt" auf Lateinisch) schon um das sechste Album der Spanier, deren Sturm-und-Drang-Zeit demnach eigentlich vorbei sein müsste. Nichtsdestoweniger schinden ihre neuen Songs gehörigen Eindruck, und zwar sowohl handwerklich als auch hinsichtlich des mitreißenden Songwritings.
Die Kombination aus erbarmungslosen Blastbeats und aufwühlenden Melodien beherrschen NOCTEM faktisch besser als manche skandinavische Acts - höre insbesondere ´Sovereign Providence´ und das irre ´Homilia of Punishment´, von denen man in dieser Disziplin ansonsten Vollkommenheit gewohnt ist. Unterdessen erzeugt die Band auch im eher gebremsten Modus Gänsehaut, sei es während ´Sanctum of Anguish oder im enorm stimmungsvollen Beinahe-Doom ´The Pale Moon Rite´, dessen zwischenzeitliche Tempo-Explosionen umso intensiver erscheinen.
Die Bildersprache mutet einigermaßen klischeehaft an, doch das wirft man beispielsweise auch den erwähnten Dark Funeral nicht vor. NOCTEM arbeiten dahingehend passenderweise ebenfalls (wenn auch nur zurückhaltend) mit Elementen aus dem frühen Gothic-Black-Segment, wo etwa Cradle of Filth Pionierarbeit leisteten, ob mit Sprechparts, Frauenstimme oder dezentem Keyboard-Einsatz.
Zum Ende hin wird die Platte noch einmal richtig stark, weshalb Zweifler und Interessierte vielleicht bei dem manischen ´The Tolling of the Nine Bells´ und dem majestätisch schreitenden ´We Are Omega´ beginnen sollten.
FAZIT: Mit Hingabe gespielter und nach gängigen Mustern gestrickter Black/Death Metal, aber mit frischen Songwriting-Ansätzen realisiert und auch klanglich eine Offenbarung - Falls NOCTEM jetzt auf die richtige Tournee (mit Behemoth?) aufspringen, könnten sie sich als alte unbekannte Hasen vielleicht noch in ihrer Nische etablieren. Falls nicht, liegt hiermit ein Geheimtipp-Album vor, das Genre-Hardliner so oder so gehört haben sollten. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/563f5fb31a4b4f83af4c93a8ebc01d26" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.10.2022
Varu
Beleth
Moss, Tobal
Voor
MNRK Heavy / SPV
53:40
28.10.2022