Weckte das erste NORDEIN-Album "Nordariket" (2020) noch nostalgisch-wohlige Erinnerungen an die Moonfog-Ära Mitte der Neunziger, in welcher Sigurd Wongraven mit seinem Ambient-Projekt den "Fjelltronen" erklomm und eine ganz spezielle Atmosphäre heraufbeschwor, so hat "Etna" mehr Eigenes zu bieten, und macht – wie so oft, wenn sich Jørn Øyhus mit neuer Musik zurückmeldet – zunächst Staunen.
Der umtriebige Komponist, Multi-Instrumentalist und Produzent, der seine Schwäche für folkige Arrangements bislang vor allem bei Byrdi und Varde eingebracht hat, zeigt sich auf "Etna" inniglich fokussiert und vertrauensselig: Sein Bruder Tor Erik Øyhus hat auf dem Fagott des kürzlich verstorbenen Vaters ganz famose Beiträge für das zweite NORDEIN-Album eingespielt, das so persönlich wie versöhnlich klingt. Benannt nach dem Fluss Etna, gleitet die Musik auf dem gleichnamigen Album mitunter nahezu meditativ dahin. Der Chor in "Uskuld" lässt tatsächlich die eindringlichen Arrangements früher Arcana-Aufnahmen erinnern, während das folgende Stück "Lyktebærer" intimer und nahbarer klingt, die tragende Melodie auch zum Wiegenlied taugen könnte.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/8v4-E3DZQ_s" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
Nach dem via Bandcamp veröffentlichten suchenden Zwischenspiel "Lyd" (2021) handelt es sich bei "Etna" Øyhus zufolge um das zweite "richtige" NORDEIN-Album. Es liegt in der Natur der Sache, dass er für die Aufnahmen und Produktion im eigenen BergArt Studio selbst verantwortlich zeichnet, während Markus Stock in der Klangschmiede E das Mastering übernahm. Herausgekommen ist dabei ein Album, das zur Einkehr einlädt – ob nun auf einem Berggipfel oder sonstwo.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/cRAnrw2Hv3c" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: Die Konkurrenz anno 2022 mit dem Solo-Debüt von Ulver-Gitarrist Håvard Jørgensen ist kaum weniger als gigantisch, und umso mehr spricht es für die Musikalität von Jørn Øyhus, dass er mit "Etna" ein Album vorlegt, mit dem er dem vorgenannten Pionier zwar auf den Fersen bleibt, doch auch eigene Akzente setzt. "Etna" ist ein manchmal betörend schönes Album, das aus dem typischen "Metal-nahen" Nordic Folk mit besinnlichen Klängen ohne Ecken und Kanten heraussticht.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.11.2022
Jørn Øyhus, Emily Nybakk (Gast)
Jørn Øyhus
Jørn Øyhus
Jørn Øyhus (percussions)
Tor Erik Øyhus (Fagott), Mathias Gyllengahm (Nyckelharpa)
Eisenwald
54:20
09.12.2022