Wenn sich eine Band auf einem Friedhof zusammenfindet, dann könnte man wohl erwarten, dass das in düsteren Klängen resultiert. Nicht so bei OGMH: Sie haben ihren Namen dem Ocean Grove Memorial Home in New Jersey entlehnt und beschreiben sich als ein Nihilist, ein Christ, ein Kommunist und ein Goldschmied, die musikalisch zueinander gefunden haben. Alles klar… so viel zur Bandbeschreibung. Eine etwaige Vorstellung davon, wie OGMH klingen, wird also im Vorfeld nicht wirklich beantwortet. Aber Sonnenscheinmusik scheint wohl nicht das angestrebte Ziel dieser Formation zu sein.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/kDY9sNi8ngo" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Tatsächlich ist der Opener „Nobody“ dann eine kleine aber feine Überraschung, zumindest musikalisch. Zu hören gibt’s eine synthlastige Mischung aus Post-Punk und allerlei wavigem Tongedöns. Und auch die anderen Songs flutschen sehr eingängig ins Ohr und sind hier und da sogar mit leichtfüßigen Grooves gesegnet. Ganz nach dem Motto: „Wir tanzen lachend in den Untergang“, kommen Nummern wie „A Loser“ mit feinem, ironischen Humor daher, der sich aber auch als schlichte Situationsdarstellung deuten lässt und sowohl aufbauend als auch sehr destruktiv sein kann. Aus diesem 'Suhlen in der eigenen Unsicherheit' könnte auch in gewisser Weise eine mentale Stärke hervorgehen.
Wenn aber am Ende dieser EP eine melancholisch-depressive Nummer wie „Die Or Die“ steht, kann von Stärke vordergründig keine Rede mehr sein. Das ist ein vertontes Gedanken-Chaos und die zu Musik gewordene Infragestellung der eigenen Stärke, des eigenen Willens. Doch schon die Tatsache, dass es Künstler schaffen, ihre Dämonen in Musik zu verpacken, statt ihnen einfach nachzugeben, zeugt wiederum von einer gewissen Stärke. Denn wer sich die Frage stellt, ob er stark genug ist, um zu (über)leben, der hat noch nicht mit dem Leben abgeschlossen. Allein diese Tatsache ist wertvoll, denn sie beweist, dass es genug Gründe gibt, um nicht aufzugeben und stattdessen einfach weiterzumachen.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/hYwxBRb3I1U" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
FAZIT: Tatsächlich ist „Die Or Die“ vonOGMH eine zweischneidige Angelegenheit. Nicht auf die Musik bezogen, denn die Mischung aus Post-Punk, New-Wave und hibbeligen Synths funktioniert hervorragend. Wer sich aber eingehender mit der textlichen Thematik befasst, der wird feststellen, dass dieser Stoff – gerade in Verbindung mit der Musik – doch herausfordernd sein kann. Aber wenn es den Hörer zumindest zum Nachdenken anregt, dann ist allein das im Grunde schon gut. Und wem das egal ist, der bekommt einfach eine schöne Portion von leicht zugänglicher, melancholischer Musik geboten.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2022
Ruben Gasser
Alex Nauva
Alex Nauva
Beat Schenk
Sascha Schwelger
Eigenvertrieb
20:08
15.10.2021