Verwendet man den Begriff 'Instrumental Post-Rock' als Genre-Bezeichnung, ist diese zwar passend, aber OK WAIT legen sich mit „Well“ nicht wirklich auf einen einheitlichen Nenner fest. Zu post-rockigen Klängen gesellen sich immer wieder progressive Ansätze und auch vor dem ein oder anderen hartmetallischen Riff schrecken die Musiker nicht zurück.
Dass die Band weitestgehend auf konventionelle Songstrukturen verzichtet, verleiht dem Album zudem einen konstanten Fluss. Außerdem beweisen OK WAIT durchaus ein Händchen für Spannungsbögen. Ohne dabei den Hörer mit Technik-Frickeleien zu erschlagen, findet sich doch der ein oder andere Moment, der durchaus als progressiv bezeichnet werden kann, in der Musik wieder.
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Da in Gänze aber Post-Rock mit durchaus metallischem Anstrich vorherrscht, fallen diese Details oft erst beim zweiten oder dritten Durchlauf ins Gewicht. Das hat den schönen Nebeneffekt, dass immer wieder Klänge auftauchen, die aufs Neue begeistern können.
Was jedoch noch viel mehr zu gefallen weiß, ist das Gefühl der 'Entschleunigung', das „Well“ in Gänze erzeugt.
Augen zu und genießen!
Das könnte das übergreifende Motto von "Well" sein, denn trotz streckenweise aufkommender Härte wohnt der Musik fast durchgängig sehr viel Schönheit und Entspannung inne, die das Album in weiten Teilen wie eine Art Innenschau oder konzentrierte Andacht mit dem Ziel zur Ruhe zu kommen wirken lässt.
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FAZIT: Griffbrettfetischisten werden hier eher nicht bedient. Stattdessen ist „Well“ eine beeindruckend flüssige Klangreise durch melancholischen Post-Rock. Dabei schlägt das Pendel hier und da auch mal in die eine oder andere härtere Richtung aus. Insgesamt laden OK WAIT aber eher zum Innehalten und Träumen ein, als dass sie das Gehirn samt Ohren verknoten. Auflegen, eintauchen, treiben lassen!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.06.2022
Florian Zeh
Christoph Härtwig, Michel Jahn
Lutz Möllmann
Golden Antenna Records
54:16
01.04.2022