Unmittelbar nach ihrem selbst betitelten vierten Album, das zu Beginn der Corona-Pandemie erschien, machten sich OCEANS OF SLUMBER ans Songwriting für „Starlight And Ash“, um sich erst gar nicht von der Ungewissheit bezüglich des Virus lähmen zu lassen. Herausgekommen ist eine Reihe von Songs innerhalb eines konzeptionellen Rahmens (es dreht sich um verschiedene Charaktere in einem fiktiven Küstenort im US-amerikanischen Süden), die sich nicht allzu stark von der Ausrichtung des Vorgängers unterscheiden, aber eines aufs Deutlichste hervorkehren:
Die Prog-Schublade ist nun endgültig zu eng für OCEANS OF SLUMBER, falls die Gruppe nicht sogar von vornherein versehentlich darin gelandet ist. Rhythmisches Hakenschlagen und wilde Stilwechsel innerhalb eines einzelnen Songs sind im Grunde schon seit ihrem Debüt passé, wobei die Arrangements für „Starlight And Ash“ sogar weiter entschlackt wurden. Die zurückhaltende Instrumentierung kreist um Cammie Beverlys Soul- und getränkte Stimme, die niemanden kaltlässt, der nur ein halbes Herz hat.
Synthesizer und Piano sind wichtiger geworden, dafür wirken die wenigen aufbrausenden Parts umso kraftvoller. Die Halbballade ´The Waters Rising´ steht insofern exemplarisch für den Duktus der Gruppe, als sie erst gegen Ende Fahrt aufnimmt. Das anfangs ruhige ´Red Forest Roads´ scheint mit Slide-Gitarre ebenfalls mehr Rock als Metal zu sein, explodiert aber im letzten Drittel vorübergehend in einen Funkenregen aus sägenden Gitarren und Doublebass-Schlagzeug.
Das hypnotisch entrückte ´The Hanging Tree´ fällt mit dem Text-Mantra "sometimes we forget" auf, wohingegen sich ´Star Altar´ hart und schwer gestaltet, aber auch eine subtile Hammondorgel unter aufbegehrende Vocals legt. Die Klavierballade ´Just A Day´ verwandelt sich wiederum in eine schleppende Doom-Elegie mit dissonanten Gitarren.
FAZIT: OCEANS OF SLUMBER suchen in stilistischer Hinsicht ihresgleichen und zementieren mit "Starlight And Ash" ihren Ruf, stimmig zwischen allen Stühlen (Alternative Rock, Prog Metal, Soul/Gospel) zu sitzen. Dass die Gitarren gelegentlich mit Slide-Röhrchen bearbeitet werden, deutet nicht auf klischeehaften Southern Metal hin, sondern unterstreicht den spirituell bluesigen Charakter dieser anhaltend fesselnden Band, die sich nicht einmal an einem ´House Of The Rising Sun´-Cover verhebt - gleichwohl man sagen muss, dass sie schon mehr potenzielle "Hits" auf einer Platte hatte als 2022. <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/03d7d91b5a7e4622ad3997c1db349041" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.07.2022
Semir Özerkan
Cammie Beverly
Jessie Santos, Alexander Lucian
Mat V. Aleman
Dobber Beverly
Century Media / Sony
49:48
22.07.2022