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Omega: 200 Years After The Last War (1974) & The Hall Of Floaters In The Sky (1975)

Stil: Progressive-, Hard-, Melodic-Rock

Cover: Omega: 200 Years After The Last War (1974) & The Hall Of Floaters In The Sky (1975)

<b>„23. September 1962: Ein Club-Betreiber kündigte den noch namenlosen, aus den Uni-Bands CIKLON und PRÓFÉTA zusammengewürfelten Haufen für einen Auftritt unter dem Namen OMEGA an. Laut Gründungsmitglied und Sänger János Kóbor fanden sie den Namen zwar blöd, behielten ihn in Ermangelung besserer Ideen aber bei. Und überhaupt – nach dem Studium sollte sowieso alles vorbei sein. Irrtum.“</b> (Auszug aus dem Begleittext von Jens-Uwe Berndt im Booklet zu „200 Years After The Last War [1974] & The Hall Of Floaters In The Sky [1975]“)

Vor kurzem erst haben wir die traurige Nachricht vom Tod des charismatischem OMEGA-Sängers <a href="http://www.musikreviews.de/news/JANOS-KOBOR-Frontmann-von-OMEGA-verstorben/4871/" target="_blank" rel="nofollow">JÁNOS KÓBOR</a> vermelden müssen – womit auch die Geschichte von OMEGA, der 1962 gegründeten und mit mehr als 50 Millionen (!!!) verkauften Tonträgern zur weltweit erfolgreichsten ungarischen Kult-Band avancierten Kombo endgültig endet. Auch im Osten wurden eben, trotz oftmals westlicher Ignoranz, die mitunter bis zur intoleranten Arroganz gereichte, wozu beispielsweise auch <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/ROCK--Teil-5/Das-Gesamtwerk-der-groessten-Rock-Acts-im-Check-Alle-Alben-alle-Songs--ein-eclipsed-Buch/" target="_blank" rel="nofollow">die „ROCK“-Buchreihe von eclipsed</a> beiträgt, die es nach nunmehr fünf Ausgaben und über 100 vorgestellten, angeblich die Rockmusik ernsthaft bereichernden Musikern/Bands nicht schafft, diese ungarischen Kult-Rocker, deren Vorbands bei Konzerten bereits die SCORPIONS oder THE NICE, aus denen ELP hervorgingen, waren, oder überhaupt eine Band aus Osteuropa in ihren Ausgaben zu berücksichtigen.
Oder gibt’s da immer noch eine musikalische Mauer?
Dem in Magdeburg geborenen Kritiker und leidenschaftlichen Ostmusik-Hörer wäre das zumindest gänzlich neu!
OMEGA jedenfalls schrieben auch trotz solcher Ignoranz echte musikalische Erfolgsgeschichte(n), selbst wenn durch den Tod ihrer drei Stamm-Musiker die für 2022 geplante 60-Jahre-Live-Geschichte mitbegraben werden musste.

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Dafür aber gibt es trotzdem ein ganz spezielles, wertvolles 'Geschenk' zum 60. Band-Geburtstag an die millionenfachen Fans, präsentiert und weitergereicht von den keinerlei Ostmusik-Scheuklappen tragenden MIG music. Denn dieses bienenfleißige Label veröffentlicht in kurzen zeitlichen Abständen im Jahr des 60. OMEGA-Geburtstags vier Doppel-CD's samt umfangreichen englisch- und deutschsprachigen Booklets, in denen summa summarum alle acht zuvor beim deutschen Bacillus-Label erschienenen OMEGA-Alben, die speziell für diese Aufnahmen von der ungarischen Band in englischer Sprache eingespielt worden waren, enthalten sind.
Vorbildlich ist hierbei außerdem das dem dreiflügeligen Digipak, in dem sich die beiden CD's befinden, beigefügte 16-seitige Booklet, welches neben der Abbildung beider Platten-Cover auch die Hintergrundgeschichte zu beiden Alben, verfasst von Jens-Uwe Berndt, in englischer und deutscher Sprache enthält.
Der reinste Musik-Honig direkt aus Ungarn mit Unterstützung eines spitzenmäßigen deutschen Musik-Labels eben.

Nachdem im Februar dieses Jahres bereits <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/Omega/Omega-1973--III-1974/" target="_blank" rel="nofollow">als erster Teil „Omega (1973) & Omega III (1974)“</a> veröffentlicht wurde, folgt nun „200 Years After The Last War (1974) & The Hall Of Floaters In The Sky (1975)“. Diesen Alben sollte dann das sich deutlich im progressiven Space Rock mit vielen Erinnerungen an beispielsweise PINK FLOYD bewegende Super-Album „Time Robber“ folgen, das sich mehr als zwei Millionen mal verkaufte.

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War auf dem ersten Doppel-Album aus dem Hause MIG music noch die hard- und glam-rockige Seite des ungarischen Quintetts zu hören, darf man nun mit „200 Years After The Last War“ aus dem Jahr 1974 und dem ein Jahr jüngeren „The Hall Of Floaters In The Sky“ verstärkt die progressiv-symphonische Art-Rock-Seite von OMEGA genießen, worauf der Hörer gleich mit der gut 19 Minuten langen „Suite“, welche die erste CD eröffnet und original mit ungarischem Gesang auf „Omega 5“ erschien, eingestimmt wird. Wer allerdings glaubt, eine klassisch anmutende 'Suite' hören zu dürfen, täuscht sich, denn dieses Stück lebt von vielen Stimmungswechseln, ausgiebigen Schlagzeug-Passagen, viel Stoner-Rock- sowie Blues-Momenten und fetten 'Orgeleien', aber auch prog-psychedelischen Space-Rock-Exkursionen. Ein spannender Longtrack, welcher die ganzen OMEGA-Stärken sorgfältig gebündelt und manchmal etwas stückhaft zusammengesetzt auf einen Schlag zum Ausdruck bringt, und sich zum Ende hin härter rockend zwischen URIAH HEEP und BIRTH CONTROL ansiedelt, während sich dann „Help To Find Me“ in Richtung EMERSON LAKE & PALMER samt hitverdächtigen Gesangteilen bewegt, die diesen Song auf Ungarisch als „Nem tudom a neved“ zum echten OMEGA-Kult-Klassiker, der auf (fast) jedem Konzert erklang, werden ließen.

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Die folgenden „200 Years After Last War“, mit einem gefährlichen Text zur Geburtenkontrolle in totalitären Systemen, aber auch „You Don't Know“ offenbaren eine deutliche DEEP PURPLE-Nähe, mit der das Album letztendlich auch abschließt. Summa summarum ein Meisterwerk.

Die zweite CD präsentiert „The Hall Of Floaters In The Sky“ aus dem Jahr 1975, das kein eigenständig neues Werk, sondern eine Song-Zusammenstellung aus den drei ersten OMEGA-Alben nach dem Abgang von GABOR PRESSER, um LOCOMOTIV GT zu gründen, war, der fast zum Ende von OMEGA führte. Die Absicht von den wiedererstarkten OMEGA lag mit dieser Veröffentlichung darin, auch auf dem nordamerikanischen Markt Beachtung zu finden, indem sie „The Hall Of Floaters In The Sky“ gleichzeitig auf dem amerikanischen Label Passport veröffentlichten. Das Cover kam arg archaisch und mythologisch angehaucht daher, was die Wirkung der Musik dahinter nur wenig widerspiegelt, denn die sechs Songs sind wiederum druckvolle Hardrock-Nummern und anmutige Balladen mit eingängigen Melodien und orchestralen Arrangements, die beispielsweise beim mit fast 9 Minuten längsten Song „Never Feel Shame“, der es sonst nie auf ein anderes OMEGA-Album schaffte, deutliche Erinnerungen an MANFRED MANN'S EARTHBAND wecken. Die verbleibenden fünf weiteren Songs erscheinen dann mit ungarischem Gesang auf den Alben „ELÖ“ und „Nem Tudom A Neved“. Der erhoffte Durchbruch gelang allerdings mit diesem Album nicht, was besonders daran lag, dass es nicht wirklich geschlossen wirkt und sich nicht auf die alten Stärken der ungarischen Band besinnt, sondern mehr auf eingängigere Stücke fokussiert. Doch im Grunde lauerte hier schon das Fundament („20th Century Town Dweller“), welches dann mit dem Prog-Space-Rock-Album „Idörablo“ bzw. „Time Robber“ einen sensationellen Erfolg einfahren sollte.

Schön, dass genau mit der nächsten MIG-music-Ausgabe zu OMEGA genau dieses Album und „Skyrover“ die spezielle Space-Rock-Seite von OMEGA präsentieren. Da kommt nicht nur Vorfreude auf, sondern es erwartet uns auch ein ganz besonderes OMEGA-Highlight mit deren progressiven Musik-Reise zu den Sternen...

FAZIT: Der zweite Teil der insgesamt vier Teile umfassenden Veröffentlichungen von Doppel-CD's aus Anlass des 60. Jahrestags von OMEGA mit jeweils zwei englischsprachigen Original-Alben der ungarischen Kult-Band aus den 70er-Jahren, die beim westdeutschen Bacillus-Label erschienen. Dieser musikalische Doppeldecker enthält die Alben „200 Years After The Last War (1974) & The Hall Of Floaters In The Sky (1975)“, mit denen die Ungarn den Beweis antraten, dass sie eine international mehr als beachtenswerte Größe im Rahmen des Hard- und Progressive-Rocks waren, aber auch locker eingängige, hitverdächtige Melodic-Rock-Nummern hinbekamen. OMEGA begannen sich nun endgültig neben den ganz Großen der internationalen Musik-Szene einen Spitzenplatz zu erobern, den sie dann viele Jahre lang behaupten sollten, dessen echter Höhepunkt aber noch kurz bevorstand.

Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.04.2022

Tracklist

  1. <b>CD 1 – <i>'200 Years After The Last War (1974)'</i></b> (35:40):
  2. Suite
  3. Help To Find Me
  4. 200 Years After The Last War
  5. <b>CD 2 – <i>'The Hall Of Floaters In The Sky (1975)'</i></b> (36:56):
  6. Movin' World
  7. One Man Land
  8. Magician
  9. The Hall Of Floaters In The Sky
  10. Never Feel Shame
  11. 20th Century Town Dweller

Besetzung

  • Bass

    Tamás Mihály

  • Gesang

    János Kóbor, Tamás Mihály

  • Gitarre

    György Molnár

  • Keys

    László Benkö, Tamás Mihály

  • Schlagzeug

    Ferenc Debreceni

Sonstiges

  • Label

    MIG music

  • Spieldauer

    72:36

  • Erscheinungsdatum

    25.03.2022

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