Gerade erst haben wir die traurige Nachricht vom Tod des charismatischem OMEGA-Sängers <a href="http://www.musikreviews.de/news/JANOS-KOBOR-Frontmann-von-OMEGA-verstorben/4871/" target="_blank" rel="nofollow">JÁNOS KÓBOR</a> vermelden müssen, da dürfen wir trotzdem wieder in den Erinnerungen an eine im Jahr 1962 gegründete ungarische Kult-Band schwelgen, von der nunmehr alle drei Gründungsmitglieder verstorben sind. Denn dank MiG-music wird diese weltweit dienstälteste Rock-Band aus Ungarn, die sich in den verschiedensten Genre und Sprachen (Ungarisch, Englisch und Deutsch) fast 60 Jahre lang austobte, mit mehreren Doppel-CD's geehrt, welche jeweils zwei Alben aus ihrer Vergangenheit, die zuvor beim deutschen Bacillus-Label erschienen, präsentiert.
Bei „Omega & III“ handelt es sich um die 1973 international veröffentlichte LP „Omega I“, die eine Song-Zusammenstellung aus den beiden in Ungarn veröffentlichten Alben „Elö Omega“ (1972), das bei seiner Erstveröffentlichung eine sensationell-einzigartige Verpackung in einer welligen Aluminium-Hülle erhielt, und „Omega V“ (1973), dem am stärksten mit Glam- und Hardrock liebäugelnden Album, enthält. Während im Osten die ungarischen Original-Alben verkauft wurden, in der DDR sogar eine eigens zusammengestellte AMIGA-LP mit OMEGA-Songs in deutscher Sprache erschien, präsentierte der Westen diese in seinem Sektor erste OMEGA-Veröffentlichung, die noch stark im Hardrock mit einigen bombastischen, an die MOODY BLUES oder PROCOL HARUM erinnernden Stücken, aber auch vielen psychedelischen Ausflügen verankert waren, unter dem Album-Titel „Omega“. Außerdem wurden dafür alle ausgewählten Songs von OMEGA neu aufgenommen und englisch eingesungen. Das sorgte jedenfalls für etwas mehr Aufmerksamkeit in den kapitalistischen, sehr einseitig nur Richtung Westen schielenden Ländern, wobei zusätzlich besonders die Single-Veröffentlichung von „Pearls In Her Hair“ beitrug, die leider nicht auf dem offiziellen Album, sondern nur als Single erschien.
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Ähnlich sieht es auch bei der 1974er-Veröffentlichung „III“ aus, die erneut mit viel Hardrock mit Glam-Faktor und leider mit nicht einem einzigen etwas komplexeren Longtrack aufwartet, wie er auf „Omega“ mit der psychedelisch-melodischen Nummer „White Magic Stone“ noch vertreten war.
Recht straight, aber zugleich nicht wirklich bemerkenswert kommt dieses Album beim Hörer rüber. Das Interessanteste ist hierbei, dass mit „Spanish Guitar“ und „Stormy Fire“ zwei Stücke auf „III“ landeten, die im ungarischen Original bereits im Jahr 1969 auf „10.000 Lépés“ (10.000 Schritte) veröffentlicht worden waren.
Die Crux an den englisch gesungenen Songs ist leider auch, dass die sehr starke Akzentuierung, die mitunter schlimmer als bei ELOY klingt, einem auf's Englische geschulten Rockmusik-Ohr doch ein paar Probleme bereiten dürfte. Und dass eigentlich alles, was OMEGA bis dahin so besonders machte, gerade weil sie verstärkt auf Komplexität, Psychedelisches und Progressives sowie ihre Muttersprache setzten, plötzlich neben dem Hard- und Glam-Rock nicht mehr stattfand, lässt „III“ zu einem der schwächeren Alben des gesamten OMEGA-Katalogs werden. Trotzdem aber fehlen die typischen OMEGA-Trademarks, wie längere Instrumental-Ausflüge, fette Orgeleien und hymnische Balladenklänge, natürlich nicht. Der Sammler freut sich so oder so, auch wenn der echte Musikliebhaber vielleicht ein wenig enttäuscht mit der Stirn dabei runzelt…
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Was 1962 mit zwei Schulbands und 1966 der ersten Single – einer Cover-Version von „Paint It Black“ der ROLLING STONES – begann, sollte nunmehr nach mehr als 50 Millionen verkaufter Alben und leider mit dem Tod des Sängers János Kóbor als das letzte der drei Gründungsmitglieder von OMEGA enden.
Was glücklicherweise nicht endet, ist die intensive Wirkung, die auch heute noch von OMEGAs Musik ausgeht und die das traditionswahrende, vorbildliche Label MiG-music als Doppel-CD's im Digipak mit umfangreichem Booklet samt Hintergrundgeschichte (in englischer und deutscher Sprache) wiederveröffentlicht. Dabei stört auch nicht, dass die Aufnahmen wohl der Zeit geschuldet ein wenig dumpf klingen und man beide Alben auch locker auf einer CD hätte unterbringen können. Nein, so viel Nostalgie muss einfach sein – auch unter dem Aspekt, dass die Alben neben der Doppel-CD- zeitgleich als Doppel-LP-Variante veröffentlicht werden.
FAZIT: Es ist der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets und zugleich die größte ungarische Rock-Band aller Zeiten: OMEGA! Ihre Gründung vor genau 60 Jahren nutzt das MiG-Label zur Wiederveröffentlichung aller unter dem deutschen Label Bacillus Records erschienenen Alben der ungarischen Kult-Band. Der erste musikalische Doppeldecker enthält die Alben „Omega“ aus dem Jahr 1973 und „III“, das ein Jahr später erschien. So gesehen bekommen wir es auf dem ersten Album mit einer psyche-pop-rock-verspielten Song-Zusammenstellung aus den beiden in Ungarn veröffentlichten Alben „Elö Omega“ (1972) und „Omega V“ (1973) sowie beim zweiten Album „III“ mit der deutlichen Hinwendung des ungarischen Kult-Quintetts zum Glam- und Hardrock zu tun.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.02.2022
Tamás Mihály
János Kóbor, Tamás Mihály
György Molnár
László Benkö, Tamás Mihály
Ferenc Debreceni
MiG music
66:35
04.02.2022