Der dritte Teil der OMEGA-Doppel-Alben, die von MIG music neu aufgelegt wurden und die Bacillus-Veröffentlichungen der Ungarn in englischer Sprache enthalten, widmen sich endlich der progressiven, symphonischen Space-Rock-Ära des ungarischen Erfolgsquartetts, das bereits mehr als 50 Millionen Alben weltweit verkaufte und damit auch vielen internationalen Music-Acts Konkurrenz machte, selbst wenn sich der größte Teil der Verkäufe in den östlichen Gefilden, die oftmals von Diktaturen ausgebremst wurden, bewegt.
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„Idörablo“ gilt aus heutiger Sicht als das bisher meistverkaufte Album von OMEGA – und wenn man ehrlich ist, überzeugt das Ungarisch gesungene Original mehr als die englische Variante namens „Time Robber“ (1976), was vordergründig an dem doch extrem stark akzentuierten englischen Gesang von János Kóbor liegt. Gleiches gilt auch für den ebenfalls progressiv ausgerichteten Space-Rock-Nachfolger „Skyrover“ (1978), im Original „Csillagok Utjan“ (Bezieht sich eigentlich auf den 7. Song des Albums: „High On The Starway“!). Wen also schon immer das 'Denglisch' eines Frank Bornemann bei ELOY störte, der wird noch ein wenig verstörter auf dieses Kóbor-'Unglisch' reagieren.
Die Musik dagegen ist über jeden Verdacht erhaben und wird alle Freunde des Art-, Space- und Progressive-Rock erfreuen. Nicht mehr die Härte dominiert bei OMEGA, sondern die breit ausholenden symphonischen Sounds voller Klassik-Anleihen, für die der Album-Opener auf „Skyrover“, der mit Beethovens 5ter beginnt und im Verlaufe des Albums auch einige Liszt-Momente entdecken lässt, bester Beweis ist. Dazu gibt’s immer wieder Wind- und Wellenrauschen und mit dem „Russian Winter“ (Im Original heißt der Song „Lena“, wobei der hier gewählte Titel sogar passender erscheint.) natürlich Russisch-Traditionelles im modernen Gewand samt Pferdegetrappel geboten.
Und wenn man schon mit Beethoven beginnt, dann endet man auch mit ihm – also gibt’s gleich im Finale als letzte Töne zugleich die letzten Töne aus Beethovens 5ter zu hören.
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„Skyrover“ jedenfalls war die erfolgreiche und ohne Abstriche (außer beim englischen Gesang) gelungene Fortsetzung von „Time Robber“. Produziert in Alleinregie von OMEGA im schönen Offenbach.
Dabei hatten OMEGA tatsächlich mit dem nicht in Offenbach eingespielten „Time Robber“ (Hier wurden einfach die Instrumental-Spuren vom ungarischen Original übernommenen, auf die nachträglich nur der englische Gesang gelegt wurde!), ein immenses megafettes, progressives Musik-Pfund vorgelegt. Und wer auch immer einen Versuch unternahm, diese progressiven Rock-Hymnen aus dem Osten irgendwie zuzuordnen, der musste daran scheitern, denn längst hatte sich Mitte der Siebziger-Jahre eine progressive Rock-Szene, auch mit vielen Jazz-Einflüssen verfeinert, herausgebildet, die unvergleichlich war und ihre eigene Ost-Prog-Geschichte schrieb und an der ganz eifrig solche Bands und Musiker wie NIEMEN, SBB, FERMATA, COLLEGIUM MUSICUM, BUDKA SUFLERA, LOCOMOTIVE GT, STERN-COMBO MEISSEN, SKALDOWIE sowie natürlich OMEGA federführend mitschrieben. Nennen wir es einfach mal Ost-Prog und werden damit der Vielfalt gerade dieser noch viel zu unbeachteten Szene in keiner Weise gerecht.
Allerdings konnte man auf „Time Robber“ dann doch eine spannende Parallele zu einem den progressiven West-Helden entdecken. „Don't Keep Me Waitin'“ kokettiert nämlich überdeutlich mit den ganz frühen psychedelischen PINK FLOYD-Reminiszenzen, als noch ein SYD BARRETT ein dominantes Mitbestimmungsrecht besaß, um den Song dann nach und nach in immer jüngere PINK FLOYD-Gefilde zu überführen. So als würden OMEGA nur mal kurz andeuten wollen: „Schaut her, wir hier in Ungarn bekommen genau das hin, was ihr so sehr im Westen liebt und an denen sich beispielsweise in dem Land, in dem wir gerade unsere englischsprachigen Platten aufnehmen, eure Band ELOY (Die übrigens bei weitem nicht so erfolgreich wie OMEGA sind/waren!) intensiv abarbeitet!“
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Keine angenehme Neuerung beim dritten Teil der OMEGA-Veröffentlichungen, der noch ein abschließender vierter Teil mit „Gammapolis“ und „Live At Kisstadion“ folgen wird, ist die Tatsache, dass das bisher den ersten beiden Veröffentlichungen beiliegende zweisprachige (Englisch und Deutsch) Booklet nur noch englischsprachig daherkommt, obwohl auch hier wie zuvor die Geschichte um OMEGA und die beiden im CD-Doppeldecker enthaltenen Alben fortgesetzt wird.
Im Sinne der Geschlossenheit und Einheitlichkeit hätte man die mit <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/Omega/Omega-1973--III-1974/" target="_blank" rel="nofollow">„Omega“ (1973) & „Omega III“ (1974)</a> begonnene zweisprachige Variante auch in der Gestaltung des Booklets beibehalten sollen, wobei man sich ja gerade bei MIG, was für 'Made In Germany' steht, seinem Label-Namen durchaus verpflichtet fühlen sollte. Auch wenn das der Musik keinen Abbruch tut, so ist der Sammler, der zuvor – so wie der Kritiker – dankbar für die zweisprachige Ausführung war, in diesem Falle sicherlich enttäuscht. Auch ist schade, dass es keine Abbildung der ungarischen Original-Cover, das im Falle von „Idörablo“ (Time Robber bzw. Zeitdieb) deutlich von der englischsprachigen Ausgabe abweicht, im Booklet zu sehen gibt.
Ansonsten aber gilt wieder ein ganz großes 'Chapeau' für diese liebevolle Neuveröffentlichung des dritten OMEGA-Doppel-CD-Teils durch MIG music, wodurch dieser legendären ungarischen Rock-Band die 'westliche' Aufmerksamkeit entgegengebracht wird, welche ihr längst gebührt. Ein herzliches Dankeschön dafür sagt darum auch der Kritiker aus dem Osten, für den OMEGA ein wesentlicher Bestandteil seines gesamten musikleidenschaftlichen Lebens ist und der nie über den Tellerrand blicken – sondern nur Mauern überwinden – musste (Weil er mitten in der ost-westlichen Musiksuppe saß!), um zu entdecken, dass auch der Osten unglaublich beeindruckende Musik schuf, die locker mit allen westlichen Musik-Legenden mithalten kann.
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FAZIT: Der dritte Teil der insgesamt vier Teile umfassenden Veröffentlichungen von Doppel-CD's aus Anlass des 60. Jahrestags von OMEGA mit jeweils zwei englischsprachigen Original-Alben der ungarischen Kult-Band aus den 70er-Jahren, die beim westdeutschen Bacillus-Label erschienen. Dieser musikalische Doppeldecker enthält die Alben „Time Robber (1976) & Skyrover (1978)“, mit denen sich das ungarische Quintett ganz dem symphonischen Art-Rock hingibt, mit dem sie im Endeffekt auch am erfolgreichsten waren. Allein „Time Robber“ verkaufte sich im Westen mehr als zweimillionenmal und auch der „Skyrover“-Nachfolger fand reißenden Absatz. Allerdings waren die im Osten verkauften ungarischen Originale noch erfolgreicher.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2022
Tamás Mihály
János Kóbor, Tamás Mihály
György Molnár
László Benkö, Tamás Mihály
Ferenc Debreceni
MIG Music
72:40
27.05.2022