Auf ihrem dritten Album - nach "The Life I Remember" (2015) und "Evolution" (2017) - scheinen ONCE HUMAN endgültig zu sich selbst gefunden zu haben. Die 2014 gegründete Band um den ehemaligen Machine-Head-Gitarristen Logan Mader (auch Soulfly) und Sängerin Lauren Hart platziert sich mit einer eigenständigen Auslegung von zeitgenössischem Metal amerikanischer Prägung im vorderen Drittel einer Szene, deren Aushängeschilder stimmgewaltige Frauen sind.
Die Luft ist dünn geworden, doch die Band aus Kalifornien schlägt sich ohne abgedroschene Stilmittel prima gegen Venom Prison aus Wales oder Jinjer aus der Ukraine und natürlich der Spartenspitze Arch Enemy, weil sie einen etwas anderen Ansatz verfolgt. Hardcore-Breakdowns und tonnenschwere Grooves - der neu integrierte zweite Gitarrist Max Karon hat schon einige starke Ideen eingebracht - kennzeichnen "Scar Weaver" vordergründig, doch darunter findet sich zum Glück mehr.
Abgesehen vom textlichen Tiefgang wechseln sich dissonante Tieflader-Riffs (die Saiten schlackern munter "djentig") und durchaus inspirierte Melodielinien ab, die vor allem dem mit melancholischem Unterton versehenen ´Erasure´ hervorragend stehen und dem abschließenden ´Only In Death´ das Sahnehäubchen aufsetzen… wobei übrigens auch die einfallsreiche Arbeit von Bassist Damien Rainaud hervorsticht, was ansonsten zu selten geschieht
Mader hat der Platte als Produzent viel Schub verliehen, doch von einem dynamisch "atmenden" Sound kann nicht unbedingt die Rede sein, was die Hörerschaft aber andererseits auch gar nicht verlangt. Die Single ´Deadlock´, bei deren Aufnahme sich Logans alter Weggefährte Robb Flynn die Ehre gab und eine seiner unnachahmlichen Halbsprech-Performances hinlegte, mag als Aufhänger dienen, ein größerer "Hit" ist allerdings die Doublebass-Walze ´Where The Bones´ mit ihrem sehr einprägsamen Refrain, wobei ´We Ride´ später wiederum den Geschwindigkeitsrekord auf "Scar Weaver" bricht. Ein subtil untergeschobener Keyboard-Teppich und manisches Klampfen-Solo sowie ein hymnischer Kehrvers machen den Track zur insgesamt mitreißendsten Nummer im Aufgebot.
Zart balladeske Momente sucht man jedoch mit der Lupe, und das ist überhaupt nicht schlimm; es bestätigt lediglich, dass ONCE HUMAN experimentierfreudig abseits ausgetretener "Modern"-Metal-Pfade wandeln.
FAZIT: Irgendwo zwischen Neo Thrash im Geist der 1990er und NWOAHM-Metalcore haben sich ONCE HUMAN eine Nische eingerichtet, in der sie mit teils sperrigen und teils rasch fassbaren Songs für sich bestehen können. Für eine breitere Fangemeinschaft ist die Gruppe nicht allgemeingültig genug aufgestellt - und das darf man zweifellos sympathisch finden. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/9ae8cc346247495bb7645a858b8f3506" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.02.2022
Damien Rainaud
Lauren Hart
Logan Mader, Max Karon
Dillon Trollope
earMusic / Edel
41:07
11.02.2022