Nach der Neuaufnahme ihres Debüts "Truth Inside the Shades" von 2004 standen PERSEFONE eigentlich in den Startlöchern für eine gemeinsame Tournee mit den Tech-Death-Riesen Obscura und den deutschen Ausnahme-Proggies Disillusion, doch das Coronavirus macht der andorranischen Band wie allen anderen auch einen Strich durch die Rechnung. Umso mehr Zeit hatten die Musiker andererseits, das Songwriting für ein neues Album in Angriff zu nehmen… wobei sie vermutlich eher auf Konsolidierung bedacht waren, statt ihre Definition von opulentem Extrem-Metal zu überdenken.
"metanoia" ist ein weiteres ausladendes Gesamtwerk geworden, das man sich am besten auch als solches (in einem Rutsch) zu Gemüte führt. Nichtsdestoweniger funktionieren die Tracks auch einzeln für sich genommen, und einige gesondert unter die Lupe zu nehmen lohnt - beispielsweise das rasante ´Architecture of the I´, das den Stil des Sextetts zwischen traditionellem Progressive und melodischem Death Metal nordeuropäischer Prägung mehr oder minder genau auf den Punkt bringt.
Müßig ist indes die Frage, ob es sich bei der von David Castillo (Leprous, Opeth) beaufsichtigten Produktion nach Arbeiten mit Jens Bogren, Logan Mader und Jacob Hansen unm die bisher eindrucksvollste Klangkulisse handelt, denn PERSEFONE sind soundtechnisch immer "state of the art" gewesen und bis heute geblieben. So wie sich der stilistische Schwerpunkt ihrer Musik also allenfalls geringfügig verschoben hat, so nebensächlich sind auch etwaige Veränderungen auf der akustischen Ebene.
Die melodische Leadstimme von Frontmann Marc Martins Pia bleibt trotz aller spielerischen Akrobatik der Dreh- und Angelpunkt des Ganzen, wohingegen die Growls immer noch kein Alleinstellungsmerkmal darstellen, aber für die überwiegend aggressive Ausrichtung zwingend sind. Das filmreife ´Leap of Faith´ läutet bereits an vierter Stelle den eigentlich starken Part von "metanoia" ein - beginnend mit dem elektronisch verbrämten ´Aware of Being Watched´, dessen rhytmische Komplexität den Musikern mal wieder ganz naürlich von der Hand zu gehen scheint, und gipfelnd im elfminütigen ´Consciousness (Pt. 3)´, das inhaltlich an die gleichnamigen Instrumental-Tracks von PERSEFONEs viertem Album "Spiritual Migration" (2013) anknüpft.
Die dreiteilige ´Anabasis´-Suite wurde anschließend mehr oder weniger wie ein sinfonisches Werk strukturiert: Nach dem relativ bedächtigen ersten Drittel spannt sich während ´Pt. 2´ eine eindringlich laute und dicht arrangierte Kulisse auf, ehe der finale Teil den Hörer beinahe Ambient-artig in die "Stille danach" überführt.
FAZIT: Im 21. Jahr ihres Bestehens erfinden sich PERSEFONE nicht neu, sondern verfeinern ihren derben Progressive Metal lediglich weiter in cineastische Gefilde. Ihr siebter Longplayer ist zugleich ihr dynamischstes Werk, während "Spiritual Migration" ihre kompositorische Sternstunde bleibt. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/d152436b766e419a99425f75191e1890" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2022
Toni Mestre Coy
Marc Martins Pia, Miguel Espinosa Ortiz
Carlos Lozano Quintanilla, Filipe Baldaia
Miguel Espinosa Ortiz
Sergi Verdeguer Moyano
Napalm / SPV
57:47
04.02.2022