Der Titel ist Programm. Mit vier Gitarristen und zwei Bassisten betreibt Drummer Peter Weiss Konversation. Heraus kommt, in unterschiedlichen Konstellationen, keine fingerbrechende Leistungsschau, sondern ein meist introspektives, relaxtes Album, dessen Kraft in seiner gekonnten Abgeklärtheit liegt. Wobei es durchaus kerniger zur Sache gehen kann. Wie im scharfkantigen „Island“ (Gitarre: Philip van Endert) bei dem Highspeed-Eruptionen aber auch ausbleiben. Überflüssige Hektik wird in jedem Track vermieden.
Anfang und Ende werden in kompletter Besetzung dargeboten, die zwölf Stücke dazwischen gibt es in reduzierteren Kollaborationen bis runter zum Duett. Weiss und seine formidablen Bassspieler sind präsent, sorgen für ein angemessenes rhythmisches Rückgrat, drängen sich aber nicht in den Vordergrund. Die „Conversation With Six-String People“ ist echtes Teamplay. Neben den Oiginal- finden sich drei Fremdkompositionen auf dem einstündigen Album. Miles Davis gibt den Statschuss, Duke Ellington folgt später, und Bret Willmott (bei dem Philip van Endert 1994 am Berklee College of Music in Boston seinen Abschluss machte) stellt das Finale.
Atmosphärisch erinnert das oft an Bill Frisells entspanntere Stücke, doch klingt jede Gitarre eigenständig. Das Spektrum des Albums reicht vom Blues („Happy Or Sad“) bis zum traumwandlerischen Schlendergang durch Mitternachtsjazz, zudem bestückt mit einem feinen Bass-Solo. Klanglich ist das Werk zudem eine Wonne. Jede Schwingung, jeder Ton bekommt Luft zum Atmen..
FAZIT: „Conversation With Six-String People“ ist ein exzellentes Ensemble-Werk, das ein höchst gelungenes Wechsel- und Zusammenspiel zwischen Gitarren, Drums und Bass darstellt. Von traumhafter Atmosphäre - eine feinfühlige Jazz-Reise, nonchalant und grazil durchgeführt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 01.07.2022
Matthias Akeo Nowak, Hendrika Entzian
Philipp van Endert, Norbert Scholly, Sandra Hempel, Tobias Hofmann
Peter Weiss
Jazzsick Records
59:22
29.04.2022