Lasst die alte Dame QUEEN im sittichgrünen Outfit ordentlich mit allem aufgeblasenen Brimborium in London ihr 70. Thronjubiläum feiern und all die Adelsexperten, die sich in dieser sensations- und adelgeilen Welt so rumtummeln, ihren fachmännischen und fachweiblichen Senf auf allen medialen Plattformen dazu abgeben – uns jedenfalls tangiert das in etwa so sehr wie virusbedingt von irgendwelchen Ärschen gehamstertes Toilettenpapier, was wirklich nur zum echten Problem wird, wenn man es bei einem ernsthaften Kackbedürfnis tatsächlich nicht mehr zur Hand hat, weil bei den wahren Arschlöchern das Papier so oder so nicht hilft, in welchen Mengen sie es auch horten mögen.
Ganz anders sieht das aus, wenn eine gigantische Musik-Spezies namens QUEEN auf den Plan tritt, um ähnlich wie die 'echte Königin' noch dazu ihr ganzes musikalisches Thronjubiläum-Leben Revue passieren sowie die speziellen Höhepunkte wiederaufleben zu lassen und dabei im viel, viel bunteren Vinyl-Outfit als die alte Dame mit der Krone und dem grünen Gewand daherkommt.
Natürlich werden bei dieser Box alle sofort an die Platinum-Reihe mit den drei Greatest-Hits-Alben als Teil I, II & III auf CD unter dem Titel „The Platinum Collection“, die jeweils 17 Songs aus unterschiedlichen QUEEN-Zeiten enthalten, welche anfangs einzeln und dann 2011 vereint in einer Box erschienen, denken. Allein in England wurde der „Platinum“-Titel vor genau 11 Jahren pure Realität, denn nach 2,4 Millionen verkauften Einheiten allein nur im Britischen Empire ergatterten sich dieses Ausgaben gleich achtfaches Platin!
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/rFfaSxc_iIk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Darum sind die „Platinum“-Gedanken natürlich absolut richtig – doch nun, etwa elf Jahre später, ist genau für diese drei CD's das Vinyl-Zeitalter angebrochen, das neben den großartigen, weltbekannten Aufnahmen auf farbigem Vinyl auch durch eine ebenso großartige Gestaltung und Verpackung als 6 LP's (jede 180 Gramm schwere LP erhielt eine andere Farbe) plus dickem Booklet in einer LP-großen Hardcover-Box besticht.
Die Entscheidung, alle Songs der drei CD's der Platinum-Reihe nun auf farbiges Vinyl zu pressen, verdient wirklich Hochachtung, auch wenn man ehrlich – schon seit der Veröffentlichung der dritten Greatest-Hits-Ausgabe dieser Edition – zugeben muss, dass sich die Qualität doch unterscheidet, selbst wenn der Sound klangtechnisch durchgängig begeistert und vor Stereo-Effekten nur so übersprudelt. Das alles dank des Half-Speed-Masters in den Abbey Road Studios.
Oder sagen wir's einfach mal so: Anfangs war offensichtlich nur <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2021/Queen/Greatest-Hits--Collectors-Edition/" target="_blank" rel="nofollow">eine grandiose, zeitlich voll ausgeschöpfte CD mit den 'wirklich besten Hits'</a> der britischen Kultband um den 1991 an AIDS verstorbenen und zugleich einem der erfolgreichsten britischen Sänger Freddie Mercury geplant gewesen, denn wenn man so eine Zusammenstellung mit „Bohemian Rhapsody“ beginnt und mit den beiden stadionhymnischen Mega-Krachern „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ beendet, dann schöpft man tatsächlich das Beste vom Besten einer Band, egal ob die nun QUEEN oder BEATLES heißen würde, ab.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/-tJYN-eG1zk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Hier treffen alle Superlative und natürlich dieses unverzichtbare 'Greatest' zu. Zugleich ist diese „Best Of“ auch eine Ausgabe, die 1981, also zehn Jahre vor Mercurys Tod, erschien sowie die erfolgreichsten QUEEN-Titel der Jahre 1974 bis 1980 enthält, und so sicher auch durch ihn rundum eine Autorisierung erhielt. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich diese Doppel-LP mehr als 6,8 Millionen mal verkaufte und so tatsächlich zum meistverkauften Album Englands aufstieg.
Eine unverzichtbare Zusammenstellung, die im Rahmen von „The Platinum Collection – 6LP-Box auf farbigem Vinyl“ die ersten beiden LP's (gelb und rot) umfasst.
Auch die zweiten 'Greatest Hits'-Auskopplung, die 1991, ganz kurz vor Mercurys Tod, das Licht der Welt erblickte und kaum deutlicher unter diesem Aspekt ihr „The Show Must Go On“ herausschreien und vorab melancholisch mit „Who Wants To Live Forever“ trauern musste, erhielt ebenfalls noch die Autorisierung des Sängers. Diesmal umfasst sie aber die deutlich stärker Pop-geprägten Jahre von 1981 bis 1991. Jede Menge Hits eben, die damals auch die Tanzflächen aller Discotheken eroberten, egal ob sie nun „I Want To Break Free“, „Radio Gaga“ oder „It's A Hard Life“ hießen. Bei „Under Pressure“ dürfen wir sogar das großartige Duett – ebenfalls in bester Pop-Manier gehalten – mit DAVID BOWIE genießen und „Innuendo“ ist nicht nur einer der letzten Titel von Mercury zu Lebzeiten, sondern auch einer der besten der gesamten QUEEN-Ära.
Für diese Ausgabe, verewigt auf den LP's 3 und 4 (pink und lila), gilt jedenfalls noch immer: Absolut lohnenswert! Und auch sie verströmt ähnlich wie der erste Teil „A Kind Of Magic“!
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/0p_1QSUsbsM" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Etwas anders sieht das jedenfalls bei dem letzten Teil dieses „Greatest Hits“-Trios, des die Platinum-Edition vervollständigenden Albums, also den LP's 5 und 6 (blau und grün), aus. Denn hier scheint unter dem „Greatest Hits“-Begriff rund um QUEEN – nach dem Tod von FREDDIE MERCURY – nur noch eine Art Resteverwertung vorgenommen worden zu sein, die profitverheißend auf der „Greatest Hits“-Erfolgswelle der beiden Vorgänger mitschwimmen sollte. Hier wurden einfach unterschiedliche Live-Versionen, seltsame Mixe und jede Menge Solo-Veröffentlichungen von Mercury sowie BRIAN MAY gepackt. Und egal, ob auch mehrere Duette (mit DAVID BOWIE, ELTON JOHN, GEORGE MICHAEL) darauf untergebracht worden, das alles kommt bei Weitem nicht an die QUEEN-Meisterwerke heran, sondern ist Stückwerk aus musikalischem Krümel-Kuchen von ganz unterschiedlichen Bäckern.
Allerdings sollten hierbei noch zwei weitere Duette gesondert vermerkt werden. Zum Einen das wirklich schreckliche, auf Rap getrimmte „Another One Bites The Dust“ mit WYCLEF JEAN und dagegen das großartige mit MONTSERRAT CABALLÉ.
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/Y1fiOJDXA-E" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
Denn hier trifft eine wahrhafte Diva und Opern-QUEEN mit dem grandiosen „Barcelona“ auf den QUEEN-Sänger, der immer eine Leidenschaft für die Oper und/oder Arien besaß. Bei „Barcelona“ setzt die spanische Opernsängerin ihre voluminöse, in höchsten und tiefsten Tonlagen schwelgende Stimme der charismatischen Mercury-Stimme entgegen, wobei der QUEEN-Sänger, Charisma hin oder her, tatsächlich den Kürzeren zieht. Und selbst wer nicht auf Opern steht, der muss bei diesem Song ehrfurchtsvoll eingestehen, dass diese beiden Stimmen etwas Göttliches, sprich Unerreichtes, in sich tragen und mit „Barcelona“ die E- und U-Musik zu einer so nie dagewesenen Einheit verschmelzen. Nur – wie bereits zum Ausdruck gebracht – hier spielen eben nur Mercury und Caballé eine Rolle, nicht aber QUEEN.
Summa summarum aber gilt für den letzten Teil der Box, verewigt auf den LP's 5 und 6, jedenfalls nur ein: Verzichtbar! Und es wirft sich die Frage auf, ob Mercury dieser Veröffentlichung zu Lebzeiten überhaupt zugestimmt hätte!
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/HMwflGY_bbc" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe>
FAZIT: Geht nunmehr ein Aufschrei durch alle Kehlen der QUEEN-Fans – zumindest diejenigen, denen die Musik ihrer Lieblingsband wie anfangs gewohnt von schwarzvinyligen LP's viel wichtiger war, als später die digital aufgepeppten Silberlinge – wenn sie diese megafette Hardcover-Box mit sechs unterschiedlich vinylfarbigen LP's sowie einem absolut fantastischen LP-großen 24seitigen Foto-Booklet (Das ganzseitig als erstes Foto QUEENs selbstentworfenes Poster aus dem Jahr 1972 enthält!) in den Händen halten? Denn immerhin enthält „The Platinum Collection – 6LP-Box auf farbigem Vinyl“ tatsächlich die komplette Setlist der drei offiziellen „Greatest Hits“-Alben, die dann später als die „The Platinum Collection“ (Wohl weil sich die Scheiben millionenfach verkauften und mit Platin ausgezeichnet wurden!) in die QUEEN-Historie eingingen. Und ja, dieser Aufschrei ist berechtigt, denn das Irre im Rahmen dieser Box ist speziell die Tatsache, dass alle 51 Songs hierauf erstmals in genau dieser, am hochwertigst möglichen Abmischung (Mastering im 'Half Speed'-Verfahren in den Abbey Road Studios) auf Vinyl erscheinen, was man auf jeder guten bis hervorragenden Musikanlage mehr als deutlich hören kann. The Show Must Go On: QUEEN Want's To Live Forever & Will Rock You!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.06.2022
John Deacon
Freddie Mercury, Brian May, Roger Taylor
Brian May
Roger Taylor
EMI/Universal Music
208:09
17.06.2022