Oha, das ist ja mal was ganz Neues: Gleich vier (angeblich unterschiedliche) Seiten des Pop- und Schmalz-Barden vorm Herr'n: RICHARD MARX!
Obwohl wir zur Review nur auf einer silbernen Scheibe alle vier Marx-Seiten genießen dürfen – weswegen natürlich logisch ist, dass es von „Songwriter“ garantiert auch eine Doppel-LP geben wird, die dann pro LP-Seite einen 'anderen' Marx mit jeweils fünf Songs präsentieren.
Als da wären:
* Seite A: der Pop-Marx (Typisch!)
* Seite B: der Rock-Marx (Wirklich?)
* Seite C: der Country-Marx (Oh Schreck!) und
* Seite D: der Balladen-Marx (So wie wir ihn alle kennen und lieben oder hassen!)
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Also nehmen wir uns den guten Richard und seine vier Marx-Seiten mal vor und stellen dabei schon nach dem ersten Hördurchgang fest, dass er bisher auf noch keinem Album so (gezwungen) abwechslungsreich wie auf dem – vom Titel her einen in die Irre leiten könnenden – „Songwriter“ klang. Allerdings klingt er trotzdem so wie immer, da seine Stimme, die sich nicht wirklich durch ein beeindruckende Variabilität auszeichnet, genauso typisch wie immer klingt. „Right Here Waiting“ schlägt sich eben an allen vokalen Ecken und melodiösen Enden durch, egal ob nun Pop/Rock/Country/Ballads – und daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts mehr ändern.
Wäre ja auch blöd nach mehr als 30 Millionen verkauften Alben…
Obwohl Marx ab „Shame On You“, einem Song, den er gemeinsam mit seinem Sohn verfasst und eingespielt hat, hier ordentlich den Rocker raushängen lässt, der einem BRIAN ADAMS, wenn der auch gerade mal auf Rocker-Pfaden wandelt, den Rang abzulaufen versucht. Vielleicht wird Mr. Adams darum sogar denken: „Schande über dich!“
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Doch schon das folgende „My Love, My Enemy“ rockt zwar noch, fährt das Tempo aber runter und setzt mehr auf Melodie als wirklich knackiges Rock-Understatement.
Irgendwie ist Mr. Marx eben doch nicht der wahre Rocker, außer man steht auf glattere Rock-Rhythmen und eine Stimme, der eben das Raue fehlt. Das wird auch im Laufe der drei weiteren 'Rock'-Titel nicht besser und klingt sogar bei den 'HuHuHuHuuuu'-Gesängen auf „Just Go“ echt peinlich. Welcher echte Rocker setzt denn auf solchen 'HuHu'-Käse? Das ist höchstens Pop mit einem billig übertünchten Rock-Anstrich.
Dass man die Country-Seite dann wirklich auch als Country-Seite akzeptiert, fällt mehr als schwer, denn wer hier halbwegs gängige Country-Musik erwartet, der wird schwer enttäuscht. Die fünf Songs klingen wie typische Pop-Nummern, denen man eine leichte Prise Country samt Slideguitar beimischt. Echte Country-Fans werden jedenfalls nur ungläubig mit dem Kopf schütteln.
Doch hören 'echte Country-Fans' jemals RICHARD MARX?
Na – und dann sind wir endlich beim wahren Spezialgebiet unseres „Songwriter“-Mannens, den Balladen. Hier sollte er eben auch zukünftig sein Heil suchen. Denn in dieser Beziehung ist auf ihn und seine Musik absolut Verlass.
Nicht umsonst behält er sich diese Seite als die letzte auf seinem Album vor. Denn genau hier ist er am meisten zuhaus und wird von den Freunden seiner Musik geliebt. Mit den abschließenden fünf sehr gefühlvollen Stücken erbringt Marx den Beweis, dass diese Tatsache auch heute noch gilt und er sich auch zukünftig zwischen Power-Pop und Schmuse-Balladen einrichten sollte. Country und Rock darf er gerne denjenigen überlassen, die in dieses Metier gehören und dabei zu überzeugen wissen.
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FAZIT: Resümieren wir mal die musikalische Vierfaltigkeit des RICHARD MARX, wenn er sich auf einem Album namens „Songwriter“ dafür entscheidet, nicht etwa als 'Liedermacher' aufzutreten, sondern als Spezialist für Pop, Rock, Country und Balladen, was er anhand von jeweils 5 Songs pro Genre zu beweisen versucht. Am Ende aber gilt für ihn das alte Sprichwort: „Schuster bleib' bei deinen Leisten“, umgewandelt auf Marx eben: „Richard bleib' bei Pop und Balladen“.
Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.09.2022
Richard Marx
Richard Marx
Richard Marx
BMG
70:00
30.09.2022