Nach einem fabelhaften Start wie aus dem Nichts stehen RIOT CITY unter Erwartungsdruck, doch dass sich die kanadischen Aufsteiger eben nicht als Eintagsfliege erwiesen haben, erkennt man beim Hören ihres zweiten Albums - der Vorgänger "Burn The Night" erschien 2019 - relativ schnell. Die Ausnahmestellung der Band, was klassischen Heavy Metal mit viel Speed angeht, wird anhand mehrerer Faktoren offenbar und dadurch auch gefestigt.
Nachdem Gitarrist Cale Savy auf dem Debüt gesungen hat, übernimmt nun Jordan Jacobs das Mikrofon und zieht die Sympathien jedes Fans hoher, aber flexibler Vocals rasch auf seine Seite. "Electric Elite" lebt letzten Endes vor allem von der Stimme des neuen Frontmanns, während Savy und seine Mitmusiker noch schneller und prägnanter auf den Punkt kommen.
Der an Jag Panzer zu Sturm-und-Drang-Zeiten gemahnende Opener ´Eye Of The Jaguar´ bietet sowohl aggressives Tempo als auch einen mitsingbaren Refrain, und nach diesem Prinzip verfahren RIOT CITY auch im weiteren Verlauf der Platte, ohne den Tiefgang zu vergessen oder sich allzu leicht in die Karten schauen zu lassen.
´Beyond The Stars´ geht wie gegen Ende auch ´Lucky Diamond´ als Tribut an die ersten beiden Iron-Maiden-Alben durch, bloß dass die punkige Note der Ära Di´Anno fehlt. Mit ´Tyrant´ und der balladesk beginnenden Dampframme ´Ghost Of Reality´ forcieren RIOT CITY ihre epische Ader, die dann im finalen Zehnminüter ´Severed Ties´ ihren Gipfelpunkt erreicht.
Der Longtrack beginnt ruhig, schraubt sich zu dramatisch rockendem Uptempo mit vielen Gitarrenleads hoch und prägt sich mit teils chorischem Gesang ein, als wollten RIOT CITY dauerhaft in Erinnerung bleiben, bis ihnen mit einem dritten Album der große Wurf gelingt. Potenzielle Hits haben sie allerdings schon jetzt im Programm, allen voran die Eighties-Hommage ´Paris Nights´.
FAZIT: RIOT CITY klingen auf ihrem zweiten Album deutlich reifer, ohne ihre Unbekümmertheit gänzlich zu den Akten gelegt zu haben. Die restlichen Mitglieder neben Mastermind Cale Savy haben sich stärker beim Songwriting eingebracht, sodass eine im Vergleich zum ersten Longplayer ausgewogenere Mischung aus mehreren traditionellen Metal-Spielarten herausgekommen ist, die gleichermaßen durch überschwängliche Instrumentalarbeit und aufregendes Songwriting besticht. Hier wird die Zukunft des Genres geschrieben! <img src="http://vg09.met.vgwort.de/na/8d54f7bb16f34808a360584e54da54eb" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.10.2022
Dustin Smith
Jordan Jacobs
Cale Savy, Roldan Reimer
Chad Vallier
45:20
No Remorse / The Orchard
14.10.2022