Wem sich bei der Kombination von Begriffen wie 'Symphonic' und 'Black Metal' der Magen umdreht, der sollte ab hier mit dem Lesen aufhören. Alle, die selbst nach dem, ach so verächtlichen, Begriff „Gothic Metal“ noch bei diesem Text verweilen, für die lohnt es sich, weiterzulesen.
Denn SACRIMONIA aus Polen fabrizieren auf ihrem Debüt sowas in der Art wie Prototyp-Symphonic-Black-Metal mit Gothic-Anleihen. Referenzen wie EMPEROR wirken tatsächlich kaum zu hoch gegriffen (auch wenn das an Majestätsbeleidung grenzt), aber für den aufkeimenden Vergleich mit der Giftzwerg-Version von CRADLE OF FILTH sind SACRIMONIA fast zu scharfkantig.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/--Dy8NhFUJY" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
Klar, Pomp und Drama in Form von durchdachten Orchester-Arrangements sind ein tragendes Element von „Anthems Of Eclipse“, aber wer sich eigens dafür einen Arrangeur an Bord holt, der weiß seine künstlerische Vision immerhin qualitativ bestmöglich umzusetzen. Und tatsächlich: Weder das Orchester noch die Keyboards versanden im Kitsch, stattdessen bereichern Streicher und Co. das überwiegend dunkle Songmaterial mit der nötigen Portion Epik, die dem Album einen erhabenen Touch verleiht.
Trotz aller Dramatik kommen aber Aggression und Finsternis nicht zu kurz. Maßgeblich dafür verantwortlich ist Sängerin Kamila 'Lasaira' Grabowska-Derlatka, die sowohl mit durchdringenden Schreien als auch mit garstigem Keifen überzeugen kann. Alles in allem greift hier jedes musikalische Element wie ein Zahnrad ins nächste. Die Atmosphäre schwillt mal in durchdringender Düsternis an, dann bricht eisige Raserei los und im nächsten Song meint man einem Soundtrack zu einem Horrorfilm zu lauschen.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/AtNm40XVkR0" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
Ein großer Pluspunkt dieses Albums ist dessen Unvorhersehbarkeit. Obwohl Songs wie „A Storm I Seek“ doch recht geschmeidig und schnell ins Ohr gehen, weiß der Hörer nie genau, was nach der letzten Melodie oder der nächsten unheilvollen Harmonie auf ihn wartet. Dementsprechend überrascht auch die überbordende Aggression in „Katabasis“ im ersten Moment, bevor sie sich aber äußerst schlüssig in das musikalische Gesamtbild einfügt.
Insgesamt scheint sich das Album mit jedem neuen Track tiefer in einen Strudel aus Düsternis und Drama zu stürzen. Dadurch wirkt die Musik am Ende beinahe wie ein nachtschwarzes Bühnenstück voller Verdammnis, gefräßigen Schatten und mystischen Kreaturen.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/-YaWaVWnjPw" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: Ob das jetzt Black Metal, Gothic Metal oder sonst was ist, wird unter Puristen sicherlich für einige hitzige Diskussionen sorgen. Dass „Anthems Of Eclipse“ aber durchweg spannend, unvorhersehbar und mitreißend ausgefallen ist, zeugt davon, dass SACRIMONIA keine Anfänger sind und vor allem eine klare musikalische Vision haben, die sie hervorragend umzusetzen wissen.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.08.2022
Jakub Zgorzelski
Kamila 'Lasaira' Grabowska-Derlatka
Jakub Zgorzelski, Mariusz Hausenplas
Kamil Morte
Wojciech 'Flumen' Kostrzewa (Orchester-Arrangement)
Eigenproduktion
40:47
10.06.2022