Textliche Doppeldeutigkeiten, bissige Ironie und ein Musikpotpourri in dem u.a. Reggea und leicht zugängliche Popmusik in einen Topf geworfen werden. SCHWESSI ist nicht auf den Mund gefallen, will die Welt aber trotzdem durch die rosarote Brille sehen.
„Alles geht“ ist dabei sowas wie das Versatzstück von „Achtung Überlebensgefahr“, denn so locker flockig die Musik vor sich hingroovt, so eindeutig ist der Text. Dabei geht es grundsätzlich um Toleranz gegenüber allem und jedem, was an sich nicht verkehrt ist. Aber hier wird leider auch ein grundsätzliches Problem der Toleranz-Debatte deutlich. Ja, Rassismus und ähnliche menschliche Unarten sind abzulehnen, aber ist es nicht ein bisschen paradox, dass des Öfteren, wenn zur grundsätzlichen Freiheit für alle und jeden aufgerufen wird, gleichzeitig sofort gegen jene geschossen wird, die ein anderes Weltbild verkörpern?
Naja…davon abgesehen ist die Musik eine Mischung aus leichtfüßigem Groove und textlichen Inhalten, bei denen sich eine aktive Auseinandersetzung durchaus lohnt.
Themen wie Feminismus oder Emanzipation sind schließlich immer noch (mehr oder weniger) aktuell. Manchmal schießt SCHWESSI zwar etwas über das Ziel hinaus, aber im Großen und Ganzen passt die stellenweise auch etwas derbere Sprache ganz gut.
Mit „Die politisch nicht korrekte Libido“ gibt’s sogar einen echten Lichtblick: Von melancholischen Bläsern und einem schönen Piano unterstützt, geht der Song angenehm ins Ohr und ist stimmungsmäßig hin- und hergerissen zwischen Trotz und Toleranz, Freude und Enttäuschung. Thematisch sicher streitbar, steht der Song aber sehr repräsentativ für SCHWESSIs Grundhaltung und ihr Verständnis von Musik.
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FAZIT: Mit ihrer Attitüde schwankt SCHWESSI auf „Achtung Überlebensgefahr“ immer zwischen pubertärer Antihaltung und auf den Mainstream abzielender Massenkompatibilität. Dieser Spagat wird aber erst nach und nach deutlich, wenn sich der freche Rotz des Erstkontakts abgewetzt hat. Dass SCHWESSI aus ihrer grundlegenden Haltung zu Politik und Gesellschaft keinen Hehl macht, ist grundsätzlich sympathisch, ist aber auch ein Umstand der eventuelle Hörer entweder anfixt oder der eben klar abgelehnt wird. Von einigen Ausnahmen abgesehen, wird’s dazwischen nicht viel mehr geben.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.05.2022
Katja Stoffels, Stephan Gade
Sonja „Schwessi“ Schwabe
Stephan Gade, Julia Schmiedeberg
Markus „Mosch“ Schröder, Stephan Gade
Claudia „Redrum“ Lippmann
Johnny Johnson (Trompete), Philipp Kacza (Trompete), Mat Clasen (Trompete), Florentina, Marieke, Emily, Leon, Madlene, Alessandro (Kinderchor), Claudia Lippmann, Katja Stoffels, Julia Schmiedeberg („Muddi“-Chor)
Pussy Empire Recordings/Timezone
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15.10.2021