Dieses Album führt wieder einmal das Wundertüten-Potenzial des Musikbusiness vor Ohren: Obwohl SEAN WEBSTER schon seit gut zwei Jahrzehnten mit seiner Band unterwegs ist und in dieser Zeit auch bereits sieben Alben eingespielt hat, sind er und seine Band dem großen Publikum wenig bekannt. Die hohe Qualität von „Three Nights Live“ könnte, ja müsste nun allerdings doch definitiv die Lust auf ein näheres Kennenlernen wecken.
Dafür gibt es zumindest drei triftige Gründe: WEBSTER hat ein ausgesprochen feines Händchen für seine Gitarre, er verfügt über eine beeindruckende Stimme und schreibt solide und bestens choreographierte Songs – von denen übrigens hier in der Live-Version über die Hälfte sieben Minuten und länger dauern. Aber auch im Umgang mit fremden Kompositionen zeigt sich der Brite souverän:
John Clayton Mayers alles andere als aufregendem „Slow Dancing In A Burning Room“ Spannung verleihen zu können – und diese über zehn Minuten mehr oder weniger zu halten! – darf der hohen Schule zugerechnet werden. Und bei WEBSTERS Version von „'Til Summer Comes Around“ ist man froh, statt Keith Urbans Bübchenorgan eine echte Stimme zu hören.
Von WEBSTERS eigenen Songs imponieren beispielsweise die Ballade „Heart Still Bleeds“ mit intensiven Gesangsparts und einem dynamischen Gitarrensolo sowie die beiden abschließenden und rockigeren „Highway Man“ mit seinem funkigen Bass und „You Got To Know“ als fulminante Zugabe. Aufgenommen wurden die Songs während dreier Konzerte im März 2019.
Möglicherweise ist der (noch) nicht überragende Bekanntheitsgrad von SEAN WEBSTER ja damit zu erklären, dass sein Schaffen nicht leicht einzuordnen ist. Puristen dürften sich schwertun mit dem Sound der Band, der irgendwo zwischen Pop, Rock und Blues pendelt. Oder liegt es vielleicht daran, dass WEBSTER als Songschreiber kein anderes Thema als gebrochene Herzen zu kennen scheint?
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FAZIT: „Three Nights Live“ ist die perfekte Gelegenheit, mit der SEAN WEBSTER BAND ein etabliertes und trotzdem (noch) weniger bekanntes Quartett kennenzulernen. Sowohl musikalische als auch aufnahmetechnische Qualität stimmen; wer sich nicht allzu sehr in engen Genre-Grenzen bewegt, hat gute Chancen auf eine unerwartete Entdeckung.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.01.2022
Floris Poesse
Sean Webster
Sean Webster
Hildbrand Bos
Ruud Gielen
Floris Poesse, Ruud Gielen, Hildbrand Bos (Backing Vocals)
M2 Music
73:03
17.12.2021