Ironie ist ja grundsätzlich ein schönes Stilmittel für Musik.
Beispiele, die zeigen, dass man textliche Blödeleien auch in coole Musik packen kann, gibt es einige. KNORKATOR und RUMMELSNUFF gehören in diese Kategorie, um mal zwei Könner zu nennen. TASSENSCHRANK versuchen mit „Vom Erfolg Verfolgt“ in ebenjene Riege vorzustoßen, scheitern aber auf ganzer Linie. Das liegt nicht mal zwingend an der Musik, denn die Mischung aus Funk, Rock und allen möglichen und unmöglichen anderen Einflüssen ist grundlegend nicht verkehrt. Gerade als Basis für humoristische Texte passt das krude Klanggerüst eigentlich ganz gut.
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Da sind wir aber auch schon beim ersten Problem von TASSENSCHRANK: den Texten. Äh okay… was auch immer sich die Musiker bei diesen lyrischen Ergüssen dachten, verstehen muss man es nicht. Immerhin wird der Hörer u.a. darüber informiert, wie es ist, sich als Hühnchen zu fühlen („Chicken“), oder dass es scheinbar pure Entspannung ist, einer „Kaffeemaschine“ zu lauschen.
Dass Gott es gut mit der Band gemeint hat, mag ja irgendwie zutreffen, immerhin bedanken sich die Musiker mit einer entsprechenden Ode („Gott hat es gut mit mir gemeint“) bei ihm. Ob Gott aber auch im Sinn hatte, dass es Menschen gibt, die sich diese künstlerischen Ergüsse zu Gemüte führen, sei mal dahingestellt.
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Denn wen interessiert’s ob davon erzählt wird, dass der Protagonist Geld hat… eigentlich keinen. Gut, sollte „Ich habe Geld“ als Kapitalismus-Kritik verstanden werden, dann geht der Song wohl am ehesten als „ungelenk formuliert“ durchs Ziel. Ganz davon abgesehen, dass die Funk-Grooves und Synthesizer-Sounds doch eher anstrengend sind.
Man muss TASSENSCHRANK aber zugestehen, dass sie einen Scheiß auf Konventionen geben und sich definitiv an nix und niemanden anbiedern. Zwar ist das in gewisser Weise schon sympathisch, macht die Musik aber kaum bekömmlicher.
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FAZIT: Vielleicht muss dieses 'Werk' namens „Vom Erfolg Verfolgt“ auf eine bestimmte Art und Weise verstanden werden, die dem Kritiker partout nicht einleuchtet, aber TASSENSCHRANK sind mit ihrem klanglichen Kuddelmuddel und den doch sehr kruden Texten zuallererst verwirrend, werden dann anstrengend bevor sich evtl. etwas Musikalität oder Wortwitz mit Sinn zu erkennen geben könnte (mit Betonung auf „könnte“). Die Zielgruppe für solche Musik ist wohl eher überschaubar.
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.02.2022
Jeremias Keller
Pascal Hiltbrand, Anton Brüschweiler
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Pretty Noise Records
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22.02.2022