Was genau sollte man sich unter „Balletbomben“ vorstellen?
So wirklich klar wird das auch nach dem Genuss dieser EP nicht, denn das Rätsel um den Bandnamen wird nicht aufgelöst. Eigentlich ist es aber, egal wie die Band heißt, wichtig, dass „Mutations“ ein durchaus gelungener Einstand ist. Da die Songs allesamt während eines Gigs mitgeschnitten wurden entsteht der Eindruck, dass THE BALLET BOMBS live wohl richtig Laune machen und es steigert die Erwartungen daran, wie ein eventuelles Debütalbum klingen könnte.
Die zwanzig Minuten Musik, die es hier zu hören gibt, sind gefüllt mit erdiger Rockmusik der eher knarzigen Art. Das Fuzz-Pedal ist fester Bestandteil der Songs und nicht bloß ein Gimmick. Der mehrstimmige Gesang kämpft mitunter gegen die dröhnenden Gitarren- und Bassriffs an, geht dabei aber nicht unter. Der hibbelige Einstieg „Fliedieflatsie“ gibt die Marschrichtung vor, die sich aber mit dem drückenden „Leave My Head“ auch schon wieder ändert. Es wird behäbiger, schwerer und man kann sich sehr gut vorstellen, wie dieser Sound in der Live-Situation immer hypnotischer wird. Vor dem geistigen Augen ergeht sich die Band vollkommen in ihrem schweren Sound und vor allem der Sänger scheint von seinem eigenen Schaffen hypnotisiert.
Dass die Musiker aber auch bedachter zu Werke gehen können, beweisen sie mit „Frankie Friendzone“. Die Grenzen des Bandsounds zwischen dröhnendem Knarzen und ruhigen, eher intim wirkenden Momenten werden deutlicher herausgearbeitet, was sehr gut gefällt. Auch gesanglich kommen mehr Variationen zum Einsatz, allerdings wirkt es am Ende doch sehr improvisiert, wie die Band zwischen Energie und Ruhe hin- und herschwenkt.
„Oh, Girl!“ stellt danach die Frage ob die im Text erwähnte Dame auf der Suche nach einem „Boyfriend“ ist. Sollte der Track als Anmach-Anleitung verstanden werden, stellt sich aber die zusätzliche Frage, ob diese Großkotzigkeit bei den Ladys zieht. Sollte vielleicht mal getestet werden…
„Cannibal“ dreht am Ende nochmal richtig auf. Fast wirkt es so, als ob hier die ein- oder andere Hochfrequenzsubstanz mit im Spiel wäre, denn die Energie der Musik hat was von einem Speed-Trip. Zumindest könnte man sich die Vertonung einer solchen Erfahrung so vorstellen.
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FAZIT: Live war und ist dieser Sound sicherlich eine Wucht! Auf Konserve kommt die Energie zwar auch ganz gut beim Hörer an, aber auf Dauer wirkt „Mutations“ doch etwas wirr. Das hat aber auch seinen Charme, bleibt abzuwarten was ein vollwertiges Studioalbum von THE BALLET BOMBS mit sich bringen wird.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.06.2022
Rubin 'Zwoelboy' van Nistelrooy
Rubin 'Zwoelboy' van Nistelrooy, Erik 'El Cahole' van de Beek, Frankie 'Fuzz' Lamberts
Frankie 'Fuzz' Lamberts
Erik 'El Cahole' van de Beek
Noisolution
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06.05.2022