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Utopiae: Ostblock Bohème

Stil: Dark-Folk/Dysterfolk

Cover: Utopiae: Ostblock Bohème

Rotwein kann eine Fluchthilfe sein.
Ein kurzzeitiger Ausweg aus dem Wirrwarr des Alltags. Schwer, oft als Unterstützung oder Tröster in melancholischen Momenten. Eine ähnliche Funktion könnte auch „Ostblock Bohème“ zukommen. Zumindest wirkt die Musik von UTOPIAE über weite Strecken wie der Versuch, den tagtäglichen großen und kleinen Katastrophen zwischen Trott, Hiobsbotschaften und (vermeintlichen) Luxusproblemen einen Ausweg entgegenzustellen, oder wenigsten eine Art persönlicher Spiegel zu sein.

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Was hat aber Rotwein mit der Musik von UTOPIAE zu tun?
Nun, die Schwere, die im Rotweinglas gebündelt wird und Genuss, Versuchung und Trost zugleich ist, bekommt auf „Ostblock Bohème“ die passende akustische Untermalung.
Dunkle Folk-Musik, meist ruhig und andächtig passt schließlich sehr gut um sich in Melancholie, vielleicht auch ganz leicht depressiven Gedanken zu verlieren.
Tracks wie „Das Ewige Meer“ oder „Helios“ haben bei aller Schönheit etwas regelrecht Niederschmetterndes. Hier wirkt alles verloren, das Licht am Ende des Tunnels ist erloschen.

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Ähnliches gilt so in etwa auch für „Berlin in Rain“, aber hier kommt zumindest eine etwas lichtere Stimmung hinzu, welche die Nummer ungleich positiver wirken lässt. Die Gitarren transportieren eine angenehme Atmosphäre. Zwar strahlt diese nicht wirklich Freude aus, aber sie klingt immerhin nach Akzeptanz.
Fast wähnt man sich in einem kleinen Stadtlokal, direkt am Fenster sitzend, während draußen der strömende Regen seine reinigende Kraft über den Hochhausschluchten entlädt. Sicher, einsam ist man trotzdem, aber die Gewissheit, dass es da draußen unzählige Seelen gibt, denen es genauso geht, lässt doch wenigstens hoffen.

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Denn trotz allen äußeren Umständen und inneren Kämpfen sind die Menschen doch „Vereint in dieser Zeit“. Die Gewissheit, nicht allein zu sein, schenkt Kraft, wenn auch die Erkenntnis, dass das wirklich so ist, einige Zeit braucht, um ins Bewusstsein zu sickern.
All diese Gedanken und Themen wirken ähnlich wie eine Therapiesitzung. Eine Therapie, die mit melancholischer Akustik-Musik von Klavier, Geige, Gitarre und sanftem Schlagzeug einen Soundtrack zur besseren Bewältigung verpasst bekommt. Dass das zugleich angenehm den Ohren schmeichelt, während es doch zutiefst schmerzt, liegt in der Natur der Sache.

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FAZIT: „Ostblock Bohème“ ist vertonte Tristesse. Die Erkenntnis, dass in jeder Dunkelheit aber auch eine Kraft steckt, ist dabei genauso ein wichtiger Teil des Albums, wie sich Text und Musik in persönlichem Schmerz vereinen. Ja, UTOPIAE wirken wie die vertonte Dauerkrise und doch transportieren die Songs Hoffnung. Zwar will sich das nicht gleich erschließen, wenn das anfangs nur zart flackernde Licht aber erkennbar wird, strahlt es umso heller. Gleiches gilt auch für alles Dunkel, das diesem Album vordergründig innewohnt.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.08.2022

Tracklist

  1. <b><i>CD:</b></i>
  2. Frühling in Prag
  3. Tief
  4. Praha
  5. Das ewige Meer
  6. Red Like You
  7. Helios
  8. Berlin in Rain
  9. Vereint in dieser Zeit
  10. For a While (Piano Version)
  11. <b><i>Bonustracks CD:</b></i>
  12. Praha (Wolvesinsound RMX)
  13. Praha (Layman Alpha RMX)
  14. Praha (Phil J. RMX)
  15. Praha (Xotox RMX)
  16. <b><i>Bonustracks CD „EP 1“:</b></i>
  17. My Clouds
  18. For a While
  19. Wolkengrau
  20. In Circles
  21. <b><i>Ostblock Bohème 7 Inch:</b></i>
  22. Praha
  23. Frühling in Paris

Besetzung

  • Gesang

    Konrad Schubert

  • Gitarre

    Konrad Schubert

  • Schlagzeug

    Konrad Schubert

  • Sonstiges

    Daniela Grimm (Violine, Viola)

Sonstiges

  • Label

    Phantomnoise Records

  • Spieldauer

    76:26

  • Erscheinungsdatum

    22.06.2022

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