Wo die New Yorker Imperial Triumphant extremen Metal mit jazziger Eleganz spielen und bewusst "verhässlichen", gehen VEILBURNER bei einem durchaus ähnlichen Grundsound und einer vergleichbaren Haltung weitaus weniger feinfühlig vor. Was das Projekt aus Pennsylvania allerdings in den neun Jahren seines Bestehens an Entwicklungsschritten zurückgelegt hat, ist umso beachtlicher, wenn man bedenkt, dass ein Duo dahintersteckt.
Das bereits sechste Album von Stimm-Chamäleon Chris Sheppard alias Chrisom Infernium und Multi-Instrumentalist Mephisto Deleterio (welches musikalische Genie verbirgt sich hinter dem Pseudonym?) ist nach dem streckenweise noch etwas zerfahren und um seiner selbst willen "wirren" Langdreher "Lurkers in the Capsule of Skull" vielleicht ihr erstes in sich geschlossen wirkendes Werk… gleichwohl man es konzentriert hören muss (und mehrmals!), um zu erkennen, dass der Irrwitz Methode hat.
Der bedrohliche und in Teilen schon maximal aggressive Opener ´VI (Vulgar Incantations)´ - ´Lo! Heirs to the Serpent´ setzt später genauso wie ´Unorthodoxagon´ einen drauf - zeugt von einem diesmal eher Riff-orientierten Ansatz - eine Ahnung, die sich im weiteren Verlauf meistens bestätigt. Abstrakte Gitarrenleads und -solos (oder eher aberwitzige Tonfolgen mit krassen Sprüngen, aber manchmal wirklich "singbar") bleiben wie bisher ein wesentliches Gestaltungsmittel, während sich Sheppard die Seele aus dem Leib keift, grunzt und manchmal auch halbwegs singt.
Das thrashige ´Envexomous Hex´ wird durch seine relative Straightheit und ein chromatisches Leitmotiv (Grusel-Synthesizer inklusive; die Methodik wiederholt sich in ´Repulsed by the Light´) regelrecht eingängig, ehe das getragene ´Interim Oblivion´ abgefahren unkonventionellen Atmospheric Death Metal bietet; hier wird´s zwischendurch tatsächlich auch jazzy, höre den ruhigen Part in der zweiten Hälfte…
Das Tempo niedrig zu halten zahlt sich auch während des gespenstischen Beinahe-Instrumentals ´Burning the Veil´ aus, denn gerade die mittleren Stücke in der Tracklist brauchen keine Geschwindigkeitsrekorde zu brechen, um Extreme auszuloten. Das psychedelische Zwischenspiel ´Exhibitionism in Limbo (großartig schräg, die Gitarrenmelodien!) bereitet dann auf das martialisch stampfende ´Ruin´ vor. VEILBURNER heben hierNeoklassik und Industrial-Elemente unter den brutalen Brei; das letzte und zugleich längste Stück (7:20 Minuten) treibt den dissonanten Wahnsinn mit verfremdeten Vocals, pathetischem Gesang und schließlich auch einem Falsett-Schrei an die Spitze.
FAZIT: auf ihrem sechsten Studioalbum zelebrieren VEILBURNER das Extremste des extremen Metal mit experimentierfreudigem Ansatz; "VLBRNR" plättet durch seine schiere Gewalt, ist aber "ganz nebenbei" ein progressives Gesellenstück voller abseitiger Ideen, Melodien aus der Anderswelt und kranker rhythmischer Schlenker, die am Ende doch irgendwie als Gewinner im Ziel einlaufen. Muss man gehört haben! <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/72a80f5d503b44c292e97d15f7e7447f" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.11.2022
Mephisto Deleterio
Chrisom Infernium
Mephisto Deleterio
Mephisto Deleterio
Mephisto Deleterio
Transcending Obscurity
53:36
02.12.2022