Es gibt Musik, die auf ihre ganz eigene Weise anstrengt und doch irgendwie gut klingt. „Words“, das aktuelle Werk der Groove-Metaller VEX, fällt genau in diese Kategorie.
Anfangs ist die Energie der Band erste Sahne und in puncto Melodylines und Hooks schütteln sich die Herren den ein- oder anderen Ohrwurm aus dem Ärmel (u.a. „Heroes“ oder auch das treibenden „Break out“).
Insgesamt muss man den Musikern auch eine gut spürbare Energie attestieren, allerdings ist die vielleicht größte Stärke der Band auch ihre größte Schwäche: Sämtliche Songs wirken so, als ob sie live mindestens das Dreifache an Kraft, Gefühl und grundsätzlichem Feeling erzeugen würden.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/HyywPsHM080" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
Das wird der Band insofern zum Verhängnis, als dass „Words“ mit diesem Gefühl im Hinterkopf doch viel Potenzial einbüßt, eben weil der wichtige Feeling-Funke nur selten überspringen will.
Das bedeutet keinesfalls, dass die Musik schlecht wäre, denn ein Song wie „Powerless“ verbindet hibbelige Energie und eine gewisse Gefühlsnote auf anständige Art und Weise, aber gerade eine Nummer wie „Shelter“, die den Fokus auf spürbare Emotionen setzt, unterbricht den Fluss des Albums. Der Spagat zwischen Gefühl und Härte will nicht so recht gelingen.
Ähnlich verhält es sich mit dem eigentlich geil-kantigen Groover „Wall“. Allerdings sind es hier die melodiösen Momente, die den Song etwas eiern lassen. Denn immer dann, wenn der Druck gut aufgebaut wirkt, grätscht der melodische Gesang dazwischen. Dadurch wirkt das Hörerlebnis seltsam zerstückelt.
„I am ashamed“ krankt dagegen an einer Art Übersättigungsgefühl. Ob es der Groove ist, oder ob es am Schielauge gen Pathos liegt, am Ende rauscht die Musik einfach durch, ohne nennenswerte Eindrücke zu hinterlassen. Vielleicht ist’s auch zu viel auf einmal.
Die motivierende Message von „Would you live like me“ macht dagegen ganz passend den Sack zu und auch der hibbelige Charakter, der u.a. durch den mehrstimmigen Gesang erzeugt wird, kann wieder überzeugen, selbst wenn sich die zuvor erwähnte Symptomatik auf die eine oder andere Art erneut bemerkbar macht.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/hf_LTSwfeMg" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: Unterm Strich haben VEX mit „Words“ ein unterhaltsames Album für Freunde von groovebetontem, gerne auch melodischem Metal moderner Prägung im Gepäck. Energie ist reichlich vorhanden, manchmal krankt es allerdings noch am Feeling.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.12.2022
Andreas Faber
Andre Schondelmaier, Andreas Faber, Andreas Prinzbach
Andreas Prinzbach, Andre Schondelmaier
Sebastian Maier
Kappelrecords
38:15
11.11.2022