Am 11. September 2021 schlossen sich VOLA den vielen Acts an, die während der Corona-Pandemie Konzerte ohne Publikum im Internet streamten. Um ihr noch aktuelles Studioalbum “Witness” zu bewerben, fand sich das dänisch-schwedische Quartett im Schwimmbad der aufgegebenen Militärkaserne Auderød in der Nähe von Kopenhagen ein (übrigens vorher, nicht am Tag des Web-Events) und bot einen Querschnitt ihres bisherigen Schaffens dar, mit dem sich Unbedarfte einen prima Überblick ihres bisherigen Schaffens verschaffen können.
Auch in Hinblick der oft tief in seelische Abgründe blickenden Songtexte der Band hatte die Performance vor dieser Kulisse etwas Postapokalyptisches an sich, und man sollte sich daher unbedingt für den Kauf der Blu-ray-Variante der nunmehrigen physischen Veröffentlichung des Konzerte entscheiden.
Während der ersten Hälfte des Programms dominiert Stoff der letzten beiden Studiowerke der Gruppe, darunter ´Alien Shivers´ und ´Ruby Pool´ von “Applause Of A Distant Crowd” (2018) und die noch aktuelle Single ´24 Light-Years´, wobei das stilistische Feld für all jene, die VOLA nicht kennen sollten, rasch abgesteckt ist: Polyrhythmische Kabinettstücke, die organisch eingebunden und zwanglos vom Bassisten und Drummer ausgeführt wirken, verbinden sich mit "djentiger" Gitarrenarbeit und subtiler Elektronik zu einem durch Frontmann Asger Myginds Pop-affine Vocals massenkompatibel werdenden Ganzen.
Das 2015er Debüt "Inmazes" kommt mit ´Stray the Skies´, ´Gutter Moon´ und ´Owls´ als metallischem Pink-Floyd-Tribut ebenfalls nicht zu kurz, während für den Rap-Part in ´These Black Claws´ das Hip-Hop-Duo Shahmen verantwortlich zeichnet.
Der “Applause Of A Distant Crowd”-Dreierschlag aus dem Power-Pop-Metaller ´Ghosts´, dem akustischen Wechselbad ´Smartfriend´ und dem monumentalen ´Whaler´ führt auf ein recht dramatisches Programmende hin, dessen Highlight das aktuelle ´Inside Your Fur´ kurz vor Schluss markiert. Die gesamte Darbietung wurde mit fünf Kameras und einer Drohne gefilmt, eine fantasievolle Lichtshow tut ihr Übriges zur Verstärkung einer nahezu beispiellosen Konzertatmosphäre.
FAZIT: Intim und kühl reserviert zugleich, musikalisch beeindruckend und emotional fordernd wie auf Platte, falls nicht sogar noch intensiver - VOLAs erstes Live-Album ist in puncto Performance wie Kulisse eine Ausnahmeerscheinung in dieser Disziplin. <img src="http://vg08.met.vgwort.de/na/71053e905c35416e8916d1af8592238f" width="1" height="1" alt="">
Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.03.2022
Nicolai Mogensen
Asger Mygind
Asger Mygind
Martin Werner
Adam Janzi
Mascot / Rough Trade
63:22
01.04.2022