Eigentlich ist NINA MÜLLER ganz gut beschäftigt: Zusammen mit LAYLA NYSTEN betreibt sie ihr Bandprojekt POEMS FOR JAMIRO, als Sängerin stand sie der Band OSKAR vor, als OSKAR & OSKAR arbeitet sie mit MAX SCHNEIDER im Folgenden als Film & Fernseh-Komponistin und als Songwriterin schrieb sie u.a. für LINA MALY, MAX MUTZKE, DIE PRINZEN oder MATTHIAS SCHWEIGHÖFER. Dennoch scheint sie irgendwie nicht ausgelastet zu sein und reüssiert nun mit einem weiteren Pseudonym – WIM - auch in eigener Sache mit deutschsprachigen Pop-Songs, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben.
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Deswegen ist es auch kein Wunder, dass sich ihr Album „Boxer“ dann überhaupt nicht wie eine Debütscheibe anhört, sondern – ganz im Gegenteil – lyrisch, kompositorisch, strukturell und arrangementtechnisch besonders ambitioniert und komplex.
'WIM' hält auch nichts von belanglosen Inhalten, sondern formuliert (bzw. sortiert) ihre Gedanken in klaren, nachvollziehbaren, aber auch poetisch formulierten Bildern und Metaphern mit aussagestarken Titeln wie „Boxer“, „Wolkenkratzer“, „Geistesblitzableiter“ oder „Löwenherz“. Das geht – logischerweise – weit über das hinaus, was jüngere Kolleginnen noch vorsichtig tastend in Sachen Selbstfindung zu leisten imstande sind.
NINA 'WIM' MÜLLER ist eine Meisterin der Nuancen, Zwischentöne, Vieldeutigkeiten und subtilen Andeutungen. Deswegen braucht es auch kein prophetisches Geschick, diesem Debüt-Album – trotz einer poppigen Note - einen vorderen Platz in den Jahresbestenlisten der interessierten Songwriterfreunde vorherzusagen.
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FAZIT: Der Zündfunken, der NINA „WIM“ MÜLLER dazu bewegte, ihre Kreativität auch in eigener Sache explodieren zu lassen, war ein Zusammentreffen mit TOBIAS SIEBERT, der als Solo-Künstler mit seinem Projekt AND THE GOLDEN CHOIR unterwegs ist, aber in letzter Zeit vor allen Dingen als Produzent von sich reden machte. Er war es dann auch, der zusammen mit WIM in seinem Berliner Hinterhofstudio in Sachen Arrangements Hand anlegte und als Musiker zur Seite stand. Kenner werden bereits erahnen, was das bedeutet: Die Songs wurden in einem semi-elektronisch/organischem Setting arrangiert, bei dem am Ende gar nicht mehr herauszuhören ist, welche Instrumente welche Sounds erzeugen und die Gesangsharmonien geschichtet in einem breitgefächerten Geflecht eingefangen, in dem die klare Gesangsstimme selbstbewusst im Zentrum steht. So und nicht anders macht man zeitgemäße, glaubwürdige Popmusik jenseits des Mainstreams.
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Punkte: 14/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.05.2022
Nina Müller, Toby Siebert
Toby Siebert, Nina Müller
Nina Müller, Toby Siebert
Toby Siebert
Schwesterherz
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20.05.2022