Eine erste Inkarnation von WHIMSICAL erblickte 1997 das Licht der Musikwelt, verstarb aber wegen Abwanderung eines Mitglieds (zur Schule), um sich 1999 neu zu erfinden. Seitdem erschienen drei Alben und einige EPs. „Melt“ ist Werk Nummer vier und führt nach Bekunden der Band aus Indiana die Melange aus Shoegaze, Dream-Pop und Indie-Rock gewandt fort.
Zustimmung fällt leicht, denn „Melt“ besitzt alle Ingredienzien, die für die drei Stilrichtungen grundlegend sind. Sprich, feenhafter Gesang trifft auf flirrende Gitarren, verhuschten Sound und liebliche Melodien, die sich einen Hauch Schrägheit bewahren. Auch wenn es heftiger zugeht, tun die Klänge nicht weh. Auf „Melt“ ist ein Verbund aus Schweben und Dahinschmelzen angesagt, geerdet durch eine präsente Rhythmussektion, die perkussiv mit elektronischen Effekten arbeitet. 'Live Drums' gibt es beim Intro zu „Gravity“ von Gastmusiker Andy Muntean.
Das plätschert mitunter etwas beliebig vor sich hin, hat aber immer wieder vergnügliche Ausreißer zu bieten. Vergnüglich bedeutet natürlich mit schwarzem Kajal unter den schattigen Augenrändern. Besonders gefällig wird es, wenn sich WHIMSICAL THE CURE annähern, wie beim getragenen „Just A Dream“. Krissy Vanderwoude säuselt seelenvoll, während Multiinstrumentalist Neil Burkdoll entspannt vor sich hin spielt. Das besitzt Klangfülle, Eleganz und genügend Emotionalität, um die geneigten Zuhörer entrückt zu erweichen. Die perfekte Musik, um morgens um fünf um den Stachelbeerbaum zu tanzen.
FAZIT: „Melt“ ist ein gediegenes Shoegaze-Album, das sich elegisch und ein ganz bisschen aufmüpfig zwischen THE CURE und Julee Cruise bewegt. Das beherrscht das Duo unangestrengt und mit einer gehörigen Portion Dynamik. Herz, Schmerz und dies und das klingen bei WHIMSICAL nicht nach Neuerfindung, aber alterslos und betörend.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.04.2022
Neil Burkdoll
Krissy Vanderwoude
Neil Burkdoll
Neil Burkdoll
Andy Muntean
Neil Burkdoll
Through Love Records/Indigo
43:10
01.04.2022