Ein Albumtitel in Runenschrift, eine nordische Totenrune zentral auf dem Cover plus der archaisch klingende Bandname. So ziemlich alles an diesem Album schreit auf den ersten Blick: Pagan Metal.
Dass WINTARNAHT ihren Stil aber als „Archaic Black Metal“ beschreiben ist im Grunde auch nichts Außergewöhnliches, schließlich ist der Pagan-Begriff doch etwas verwässert worden in den letzten Jahren und so suchen sich die Künstler (verständlicherweise) ihre eigenen Nischen, um ihre Musik zu beschreiben. Im Falle von „Hriuwa“ passt die eigene stilistische Einordnung sogar sehr gut. Denn sowohl das erhabene, stolze Element, welches den Pagan Metal in seiner Urform stets auszeichnet, als auch die Rauheit des nordischen Black Metal finden sich im Sound der Band wider. Hier wird klirrend kalte Raserei mit erhabenem Klargesang in althochdeutscher Sprache verbunden.
Das ist zwar kein wirklih neues Element, aber es verleiht der Musik doch dieses mystische Feeling, das beispielsweise auch HELRUNARs Musik auszeichnet.
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WINTARNAHT gehen jedoch wesentlich epischer zu Werke als ihre Genre-Kollegen. Solche Tracks wie beispielsweise „þez Hraban Swarzi Trahanûn“ zeichnet eine fast feierliche Stimmung aus, die zwar immer von stürmischen Riffs und garstigem Keifen durchsetzt werden, insgesamt aber sehr stolz anmuten. Dieser Stolz zieht sich durch sämtliche Songs, tritt aber auch öfters in den Hintergrund, um archaischer Urgewalt Platz zu machen. „Sîn þiu Erþa“ zeigt das eindrucksvoll. Die vereinzelten deutschen Textzeilen lassen das Gebretter noch garstiger erscheinen, bleiben alles in allem aber eher die Ausnahme. Was schade ist, denn sie sorgen für zusätzliche Abwechslung. Gleiches gilt für die schwarzmetallischen Geschwindigkeitsausbrüche voller wilder Aggression und schneidender Riffs. Eisig, monumental, ungezügelt. Diese drei Attribute könnten so etwas wie die Quintessenz dieses Songs, aber auch des gesamten Albums sein. Zusätzlich wohnt allen Stücken diese archaische Stimmung inne, welche die bandeigene Stilbezeichnung rechtfertigt. Da passen auch die vereinzelten Keyboards gut ins Bild, denn sie sorgen meist dafür, dass der Sound nochmal um einiges kälter klingt.
Am stärksten klingt „Hriuwa“ immer dann, wenn es ungezügelt und wild zugeht.
„Îr in Flamma“ ist so eine Nummer. Hier wird ohne große Schnörkel losgelegt. Zu hämmernden Drums und hysterischem Geschrei gesellt sich aber doch immer wieder diese Erhabenheit (besonders wenn in der zweiten Hälfte der Groove schleppender wird) welche die Stilbezeichnung „Archaic“ mehr als verdient hat. Für dieselbe Wirkung sorgen auch die Chöre und das teilweise Rezitieren der Texte.
Hier noch ein Wort zum Sound des Albums: Die Songs sind ziemlich roh produziert, was sehr gut zur suggerierten Stimmung der Musik passt und „Hriuwa“ stimmig in Szene setzt.
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FAZIT: Im Grunde gibt’s hier nicht viel zu bemängeln, denn die eigene Stilbezeichnung 'Archaic Black Metal' setzten WINTARNAHT mit „Hriuwa“ gekonnt um. Das Album klingt zudem nicht zwingend nach einer „One-man-Show“ und die rohe Atmosphäre tut der Musik hörbar gut, selbst wenn sie keine weltbewegende Innovation darstellt. Genrefreunde machen hier also definitiv nix verkehrt und auch der ein oder andere Pagan-Metal-Skeptiker, darf gerne mal ein Ohr riskieren.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.01.2022
Grimwald
Grimwald
Grimwald
Grimwald
Grimwald
Grimwald (Schlagzeug Programmierung, Schamanen Trommel, Mundharmonika, Leier)
Talheim Recods
60:00
31.10.2020