Mit ihrem neuen Album beweisen WOLVESPIRIT, dass sie mehr oder weniger unverbesserliche Althippies sind - dies jedoch nur insofern, als sie mal wieder allseitige Liebe, gleiche Rechte für alle und überhaupt Friede, Freude, Eierkuchen predigen. Darüber darf allerdings jeder hinwegsehen, den solch naives Gutmenscheln nervt, denn die Band hat ihr Niveau in Sachen Komposition und Performance kein bisschen gesenkt.
Produktionstechnisch ließ die US-Combo nichts anbrennen, denn aufgenommen und klanglich endveredelt wurde "Change The World" in der Musikmetropole Nashville in denselben Räumlichkeiten, die unter anderem schon Eric Clapton, die Allman Brothers oder Willie Nelson benutzt haben. Die sechste Langrille der Band erscheint drei Jahre nach dem bereits fabelhaften Album "Fire And Ice", wobei man bis auf weiter es schwerlich sagen kann, ob und inwiefern "Change The World" seinem Vorgänger ebenbürtig, über- oder unterlegen ist.
Geboten wird nach wie vor hart rockender Power-Blues mit vernachlässigbaren Country- und Southern-Elementen, wobei Frontfrau Debbies Organ einmal mehr im Mittelpunkt des Geschehens steht. An der Stimme haben sich letztlich auch immer die Geister geschieden, denn die Sängerin neigt wie ihr wohl offensichtlichstes Vorbild Janis Joplin zu Overacting beziehungsweise gespreizten Gesten. Glücklicherweise sind ihre Mitmusiker neuerdings noch ein wenig breiter aufgestellt als zuletzt.
Der Opener ´Don’t You Know´ walzt sich von einem Deep-Purple-artigen Orgel-Antreiber zu einem Heavy-Prog-Ohrwurm aus, wobei auch die Synthesizer-Klänge mancher nachfolgender Tracks in diese Richtung gehen, vom verschachtelten Songwriting hier und dort - etwa im elegischen Titelstück oder bezüglich des mit Chor verbrämten ´Over the Rainbow´ - ganz zu schweigen.
Das feiste ´Hells Bells Are Ringing´ und programmatischer Yankee-Classic-Rock à la ´Drown You Down´ oder ´Crazy´ (hier glänzen die Rhythmusgruppe und speziell Drummer Martin Monroe mit seinen Fills) mit Gruselfilm-Orgel rangieren eher auf der konservativen Schiene, wobei es WOLVESPIRIT zu keiner Zeit an kleinen Unvorhersehbarkeiten missen lassen. So wird Alte-Leute-Rock wahrlich alterslos.
FAZIT: "Change The World" bietet in der Causa WOLVESPIRIT keine neuen Erkenntnisse, sondern festigt den Status der Band als schlagkräftiger Retro-Rock-Kapelle mit markanter Frauenstimme, wobei die Gegenwartsrelevanz der Songtexte nett gemeint ist, sich aber auch in ein nerviges (auch aufgrund der letzten Endes nur gestreiften Oberflächen) Ärgernis umkehren könnte. <img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/a065d4b2cbcb43f1bf35d4dd03169cb7" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.01.2022
Marco Tullius
Debbie Craft
Richy "Rio" Wolfhart
Oliver Wolfhart
Martin Monroe
Spirit Stone / Cargo
56:11
21.01.2022