Ächz! Ist das anstrengend! Aber auch irgendwie schön…
YESTERDAYS zelebrieren auf „Saint-Exupéry álma“ jenen entspannt-entrückten Progressive Rock, der u.a. auch von Giganten wie YES konsensfähig gemacht wurde. Das bedeutet, hier gibt’s ausladende Musik, die in erster Linie den Kopf anspricht.
Mit solcher 'Hirnmusik' scheint es mitunter schwierig, sich ein griffiges Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten, denn wird das Ganze zu kopflastig können die Musiker noch so geniale Könner sein, ohne Feeling bleibt der 'Aha-Effekt' weitestgehend auf der Strecke.
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In gewisser Weise wird das auch YESTERDAYS zum Verhängnis, wobei die Band mit Stéphanie Semeniuc ein echtes Alleinstellungsmerkmal hat, denn so platt es klingt: Weiblicher Gesang ist in diesem Metier kein Standard. Dementsprechend setzt ihre, in vielen Teilen ätherisch klingende, Darbietung auch einige Reize.
Hat sich der Hörer die Musik aber 'erarbeitet', lassen sich allerlei tiefgehende Aspekte entdecken und Zusammenhänge in andere künstlerische Genres ausmachen. Wenn es stimmt, dass dem Album z.B. die Geschichte „Der Kleine Prinz“ (von Antoine de Saint-Exupéry) zugrunde liegt, dann ergibt der in vielen Teilen sehr positiv, vielleicht auch naiv-kindliche Charakter der Musik durchaus Sinn. Denn es sind ähnliche Stilmittel erkennbar, die auch in genanntem Roman als Vehikel dazu dienen, die Entwicklungen der Gesellschaft zu hinterfragen.
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Da wirkt der leichtfüßige Charakter der Songs möglicherweise wie ein Kontrast, anderseits ist gerade der weiche Gesang oft sowas wie ein Türöffner, weil dadurch die komplexen Rhythmen und verqueren Melodiefolgen ein wenig in den Hintergrund rücken, was den Zugang zum Gesamterlebnis der Musik erleichtert.
Einfach ist hier trotzdem nichts. Selbst wenn das Album zunächst positiv und leichtfüßig dahinplätschern mag, passiert in den einzelnen Songs eine solche Menge an Detailarbeit und kleinteiligen Wendungen, dass es, en gros gesehen, doch wieder herausfordert. Nichtsdestotrotz…
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FAZIT: …hat „Saint-Exupéry álma“ durchaus das Potenzial, eine Art Urlaubs-Feeling ins heimische Wohnzimmer zu zaubern, da eine angenehm positive Lockerheit unverkennbar vorhanden ist. Aber YESTERDAYS wollen den Hörer eben auch fordern, nicht umsonst spielen sie Progressive Rock. Vielleicht ist der Kompass auf dem Cover auch ein passendes Bild zur Musik, denn klare Linien wollen aktiv gesucht werden. Werden sie aber gefunden, dann ergibt sich tatsächlich ein relativ schlüssiges Bild.
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Punkte: 8/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.12.2022
Bogáti-Bokor Ákos
Stéphanie Semeniuc, Tarsoly Csenge
Bogáti-Bokor Ákos
Bogáti-Bokor Ákos, Enyedi Zsolt
Zsigó László
Bogáti-Bokor Ákos (Tamburin), Kecskeméti Gábor (Flöte) Kósa Dávid (Percussion, Hintergrundgesang)
Eigenproduktion
73:41
22.10.2022