<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/ef3f2cba1abf4aae8543b57605e8f54b" width="1" height="1" alt=""> Bedrohliche Maschinen, Technokratie, totale Überwachung, überspitze soziale Ungleichheit im Zuge des unaufhaltsamen Fortschritts… Die Themen, mit denen sich die Industrial-Szene beschäftigt, haben sich im Laufe der Jahrzehnte kaum geändert, und während etwa die Pioniere Ministry quasi zu einer Classic-Rock-Combo degeneriert sind, die sich plakativ an den politischen Wirren ihrer US-amerikanischen Heimat aufreibt, schaffen 3TEETH als Vertreter einer neuen Generation auf ihrem vierten Album eine eigene dystopische Welt, mit der man sich ein reales Ende der Menschheit als Hollywood-Kopfkino zusammenschneiden kann.
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Shouter Alexis Mincolla und Hauptsongwriter Xavier Swafford mischen fast Soundtrack-artige Klangkulissen mit griffigen Liedern im traditionellen Sinn, die knallige Refrains aufweisen und tendeziell in der Disziplin "aggressiver Stampfer" reüssieren. Das vom Fleck weg ins Ohr gehende 'Slum Planet' ist ein Paradebeispiel dafür. Weitere Tracks ballern kaum weniger furios, weisen aber eher radiotaugliche Hooks auf, gerade wenn Mincolla seine melodische Stimme bemüht, etwa in 'Higher Than Death'.
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Der schleichende Doppelschlag aus 'Merchants of the Void' und 'Plutonomicon' schreit nach Nine Inch Nails zu ihren besten Zeiten, während 'Paralyze' mit einem Gastauftritt der beiden Horror-Rapper von Ho99o9 zumindest mit Dubstep liebäugelt. Ansonsten ist "EndEx" zweifellos moderner als der 08/15-Thrash, in dem sich die besagten Ministry mittlerweile ergehen, doch unterm Strich berufen sich 3TEETH trotz spritziger Soundeffekte oder säuselnder Frauenstimmen auf die Kernwerte des Industrial-Genres.
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Das höchst melodische 'Drift' entpuppt sich kurz vor Schluss als Anspielltipp erster Güte und bringt die Hit-Qualitäten früher Filter mit, ehe der Band mit einem ätherisch blubbernden Tears-For-Fears-Cover 'Everybody Wants To Rule The World' ein weiterer Knaller zum Abschluss gelingt.
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FAZIT: Auf "EndEx" beweisen 3TEETH, wie vielseitig und relevant Industrial Metal nach wie vor sein kann. Vor Klangkulissen, die eine finstere Zukunft verheißen, steht die Band sozusagen trotzig mit etwas sehr Menschlichem zur Stelle - Song, die etwas in dir bewegen, statt dir stumpf auf die Glocke zu geben.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.09.2023
Alexis Mincolla
Chase Brawner
Chase Brawner, Andrew Means, Xavier Swafford
Century Media / Sony
46:59
22.09.2023