Was die teils nicht mehr so jungen Wilden des schwedischen Classic-Metal-Revival angeht, muss man AIR RAID im gleichen Atemzug nennen wie beispielsweise Ambush, Screamer oder Enforcer, auch weil sie sich gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts gründeten. Kommerziell waren seitdem zwar andere erfolgreicher, doch das Quintett hat konstant abgeliefert, wie man so schön sagt.
Nach der EP "Danger Ahead" (2012) sowie den Alben "Night Of The Axe", "Point Of Impact" und "Across The Line" steht nun "Fatal Encounter" zur Diskussion, und in den fünf Jahren seit der Veröffentlichung ihres letzten Longplayers - dem sich 2019 noch die 7"-Single "Demon´s Eye" anschloss - haben AIR RAID offensichtlich weniger an ihrem Stil herumgedoktert als ihre Fähigkeiten als Songwriter geschärft.
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Inwiefern die neue Rhythmusgruppe aktiv daran beteiligt war, lässt sich nicht sagen, weil der Fokus nach wie vor auf Melodien und straighten Riffs im Geist sowohl früher europäischer Acts als auch dem traditionellen nordamerikanischen Power Metal liegt; so kommen beim Hören des Speed-Geschosses ´Lionheart´ alte Alcatrazz oder der noch kraftvoll zupackende Axel Rudi Pell zur Zeit von Jeff Scott Soto am Mikro in den Sinn - auch weil Frontmann Fredrik Werners angenehm mittiges Organ keinen Hauch von Eierkneifer-Metal verweht und die Gitarrenarbeit dezent neoklassisch angehaucht ist - höre dazu auch das Zwischenspiel ´Sinfonia´.
Die Referenzen sind allerdings nie zu offensichtlich und ebendies macht AIR RAID eingedenk einiger wirklich spitzenmäßiger, unter die Haut gehender (oft melancholischer) Gesangslinien innerhalb der Szene ihres Heimatlandes zu einer Ausnahmeband. Als solche vollbringen die Nordlichter auch das Wunder, das Tempo größtenteils im oberen Bereich zu halten, ohne gleichförmig zu werden.
FAZIT: "Fatal Encounter" ist mit einer schwer fassbaren Patina überzogen, aus der sich Spurenelemente eines Klassikers herauslesen lassen. AIR RAID setzen weiterhin auf alte Tugenden, doch so frisch, wie der Fünfer in künftigen Standards wie ´Thunderblood, ´Edge of A Dream´ oder ´Pegasus Fantasy´ (Cover des Titelsongs der Anime-Serie "Saint Seiya", im Original von der japanischen Combo Make-up aus dem Jahr 1986, mit - richtig - japanischem Text) mit vertrauten Stilmitteln umgeht, kann man nur sagen: Das ist die Zukunft des Heavy Metal im ursprünglichen Sinn. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/95a43a6ae5e4444d851746346b8c35b4" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.02.2023
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24.02.2023