Ganz neu ist ANGELA PERLEY ja nun wirklich nicht im Geschäft. Nachdem sie zuvor in Highschool- und College-Bands erste Erfahrungen sammelte, gründeten die Songwriterin aus Columbus, Ohio, und ihr musikalischer Partner in Crime CHRIS CONNOR auf Anraten ihres gemeinsamen Produzenten zusammen mit dem Bassisten BILLY ZEHAL die Americana-Rockband THE HOWLIN' MOONS – mit der sie immerhin vier EP's und zwei Alben veröffentlichte.
Das Thema von THE HOWLIN' MOONS war weiland Folk-, und Country-Pop und -Rock. Die Band fand ihr Publikum zunächst mit lokalen Auftritten und später auf Festivals und auf nationalen Touren. Da sie als Sängerin sowieso die treibende Kraft und Songwriterin des Projektes war und die anderen Bandmitglieder ihre Entwicklung zu mehr Rock und Psychedelia nicht mitgehen wollten, machte sie sich 2019 mit dem Album „4:30“ als Solo-Songwriterin flügge.
Mit CHRIS CONNOR arbeitet sie dabei bis heute zusammen – auch während sie ansonsten mit wechselnden Musikern agiert.
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Ihr nun vorliegendes zweites Solo-Album verlegt Perley – wie schon das Vorgängeralbum – als Indie-Künstlerin ohne Labelunterstützung selber. Insofern wundert es nicht, dass sie – selbst unter Americana-Aficionados – zumindest hierzulande immer noch kein „Household Name“ ist, obwohl sie in den USA schnell die Anerkennung von Kollegen wie LUCINDA WILLIAMS, GILLIAN WELCH oder WILLIE NELSON gewann, mit denen sie regelmäßig die Bühnen teilte; aber in unseren Breiten noch nicht präsent war. Das sollte sich hoffentlich mit dem neuen Album ändern, denn dieses baute sie als Showcase für all die musikalischen Inspirationen auf, von denen sie als Songwriterin selber zehrt. Dazu gehören die großen Altvorderen der Songwriter-Szene – allen voran BOB DYLAN - ebenso wie die klassische Country-, Rock- und Folkpop-Acts der 70er Jahre.
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Die Betonung liegt hier tatsächlich auf 'klassisch', denn mit der Moderne hat sie es nur insofern, als dass sie ihre Musik mit einer jugendlich wirkenden Frische und Spielfreude präsentiert, sich ansonsten aber lieber am Feeling der Good Old Days orientiert. Es geht vornehmlich um ehrwürdige musikalische Tugenden und handwerkliche Solidität.
Klar erkennbar ist hierbei auch die Energie und lässige Routine, die sie sich als Live-Künstlerin angeeignet hat und auf dem neuen Album auch im Studio zum Ausdruck bringt.
Logisch, dass sie die neue Songsammlung als „Musik für Road-Trips durch das amerikanische Heartland“ konzipierte.
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FAZIT: Von der Pandemie ließ sich ANGELA PERLEY nicht aus der Ruhe bringen. Bereits während die Lockdowns in voller Blüte standen, organisierte sie eine Reihe gut gelaunter Quarantine-Sessions und arbeitete im Folgenden unablässig an neuem Material. Nicht umsonst heißt ihr Album „Turn Me Loose“, denn mit lebensbejahenden, motivierenden Country-Rock-Rausschmeißern wie „Plug Me In“, „Ripple“ oder „Do It For You“ - die vor knackigen Power-Chords, groovenden Glamrock-Hooklines und überhaupt nicht unangenehmen Mitsing-Refrains geradezu platzen – bringt sie eine (zugegebenermaßen manchmal ein wenig eskapistische) Lebensfreude zum Ausdruck und lässt sich selbst von der Leine. Solch eine Einstellung sucht man in Zeiten wie diesen oft vergeblich. Noch dazu hat dies einen angenehmen Zusatzeffekt: Obwohl die Up-Tempo-Nummern geradezu unverschämt zugänglich sind, geraten die Balladen und Mid-Tempo-Tracks wie „Praying For Daylight“ oder „Here For You“ selbst dann nicht aufdringlich oder peinlich, wenn hierbei etwas zu dick aufgetragen wird. ANGELA PERLEY hat eben ein ansteckend sonniges Gemüt.
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Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.03.2023
Nate Smith
Angela Perley
Angela Perley, Chris Connor
Maddy Ciampa
Jake Levey
Eigenproduktion
37:30
31.03.2023