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Reviews

Ava Vegas: Desert Songs

Stil: Indie-Pop

Cover: Ava Vegas: Desert Songs

„Desert Songs“, das zweite Album der Wahlberliner Songwriterin AVA VEGAS gefällt nicht alleine deswegen, weil sie etwas Neues versucht, sondern weil sie jene künstlerische Vision, die sie bereits bei der Produktion ihres damals noch nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip entstandenen Debüt-Albums entwarf, konsequent umsetzt und auf eine solide Songwriter-Basis stellt.
Die Tracks ihres ersten Albums entstanden, nachdem sie mit einem Keyboard experimentierte, welches sie in der Wohnung eines Freundes entdeckte und dabei erstaunt feststellte, dass man auf diese Weise mit wenig Aufwand eigene Songs mit einer eigenen Note entwickeln konnte.

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Schon damals war ihr allerdings klar, dass sie sich nicht ewig mit ihrem Prinzip des Debüts durch die Welt mogeln mochte.
Das zufällig gefundene Bild einer Wüstenlandschaft löste in ihr Sehnsuchtsgefühle und das Bedürfnis, ihren musikalischen und songwriterischen Horizont zu erweitern, aus. Darum nutzte sie die sich bietende Gelegenheit, ihre Freundin STELLA SOMMERS bei deren Trip zum SXSW-Festival zu begleiten und überredete diese dann zu einem Ausflug nach Joshua Tree – dem Ort also, der immer mit GRAM PARSONS, dem legendären Begründer des Country-Rock und der Cosmic American Music verbunden sein wird.
Vegas beschloss daraufhin, einen ganzen Songzyklus über das Thema Wüste zu schreiben. Es gab da nur ein Problem: Die Musikerin spielte zu der Zeit keine Gitarre – und ein von amerikanischer Musik nicht unerheblich inspiriertes Album auf einem Keyboard zu schreiben, erschien ihr eher abwegig.
Die Lösung fand sich schließlich auf einem zweiten Trip nach Island, der Heimat ihres damaligen Freundes. Auch dort fand sie eine Art Wüste vor – wenngleich eher eine aus Eis als aus Sand.

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Vor allen Dingen entdeckte sie in einem kleinen Esoterik-Laden eine Gitarre, zu der sie eine Art spiritueller Verbindung aufbaute und auf der sie sich dann schließlich so lange das Spielen beibrachte, bis sie in der Lage war, auf diesem Instrument auch zu komponieren. Die so entstandenen Songs – im Wesentlichen eine Sammlung von Empowerment-, Selbstfindungs- und Herzschmerz-Noir-Balladen mit mehr oder minder ausgeprägten Wüsten-Referenzen aller Art – zeigen AVA VEGAS von einer neuen Seite. Zumindest musikalisch, denn gesanglich bleibt sie sich treu und präsentiert ihr Material mit einer unaufgeregten und unaffektierten Klarheit, die in der zeitgenössischen organischen Popmusik ansonsten eher selten anzutreffen ist.

Aufgrund dieser Entwicklungen und des gerade erst erlernten Gitarrespiels klingt das Ergebnis ein bisschen so, als hätten sich zum Beispiel LANA DEL REY und CALEXICO zu entspannten, zurückhaltenden Akustik-Sessions in der Wüste zusammengefunden, um der Cosmic American Musik ihre Referenz zu erweisen. Freilich nur in atmosphärischer Hinsicht, denn songwriterisch hat AVA VEGAS ein erstaunlich treffsicheres Händchen in Sachen ungewöhnlicher Melodie- und Harmonie-Führung, die zu einem durchaus eigenen, wiedererkennbaren Stil führen.

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FAZIT: AVA VEGAS ist eine Frau, die zu ihren Referenzen steht. Inzwischen war sie mehrfach auf Wüsten-Trips in den USA unterwegs und hörte dort zum Beispiel auf Empfehlung ihres Vaters Country-Playlists und Podcasts, ließ sich aber auch von Songwriter-Kolleginnen wie Jessica Pratt, Aldous Harding und Weyes Blood inspirieren (nicht zufällig Künstlerinnen, die ebenfalls ein Herz für emotionale Schattenwelten haben). Schon zu ihren Debüt-Zeiten räumte sie freimütig ein, dass sie ein Fan des Sounds der TV-Serie 'Euphoria' sei – und engagierte nun den Grammy-nominierten Tontechniker des 'Euphoria'-Soundtracks, um ihre neuen Songs auf „Desert Songs“ zu mischen und zu mastern. All das lässt sich aus dem nun gebotenen Soundmix heraushören und mit der Cover-Version von JOHN CALEs „Dying On The Vine“ setzt die deutsche Musikerin dann noch einen drauf, denn diese ist im akustischen Gitarren-Setting deutlich gelungener als die originale New-Wave-Version des Meisters. AVA VEGAS gehört eben genau zu jenen Songwriterinnen, die sich dem Song als solchem – und nicht ihrem Ego – verpflichtet fühlen.

Punkte: 14/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.04.2023

Tracklist

  1. Train Into The Desert
  2. Falling
  3. Dying On The Vine
  4. Club 23
  5. Vacationland
  6. Highway
  7. You Knew Me, Ghost
  8. Pleasure Pilgrim
  9. Swimming Pool
  10. Club 23 (acoustic)
  11. Your Secret's With Me
  12. Ticket To Your World

Besetzung

  • Gesang

    Ava Vegas

  • Gitarre

    Ava Vegas

  • Schlagzeug

    Jannis Kleiss, Christoph Thin, Rob Kleiner

Sonstiges

  • Label

    Songs Boy Fight

  • Spieldauer

    36:58

  • Erscheinungsdatum

    28.04.2023

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