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Between Bodies: Electric Sleep

Stil: Alternative- und Emo-Punk

Cover: Between Bodies: Electric Sleep

Emo, Pop-Punk, Alternative: Das sind alles irgendwie verächtlich besetzte Begriffe, die einerseits ein gewisses Feeling suggerieren, andererseits aber kaum Aussagekraft haben.
Denn was ist Emo? Emotionale Musik?
Das trifft hier zu.
Was ist Pop-Punk? Der Versuch einer Gratwanderung zwischen Unangepasstheit und Musik, die doch mehr als eine Handvoll Hörer erreicht?
Das trifft hier ebenfalls zu.
Bleibt noch der Begriff Alternative: Eine Phrase die alles, was nicht direkt im Radio läuft, aber eben auch nicht wirklich in die Schubladen anderer Genres gesteckt werden kann, vereint.
Wobei, das mit dem Radio ist hier gar nicht mal so weit hergeholt.

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Denn BETWEEN BODIES geizen kaum mit eingängigen Melodien und Hooklines, die schnell ins Ohr gehen.
Das ist ein interessanter Kontrast zu den eher schweren Themen der Texte auf „Electric Sleep“.
Denn nicht nur Titel wie „On a Grave“ beschäftigen sich mit dem Tod. Das Scheiden aus dieser Welt ist ein wesentlicher Leitfaden des Albums, das die dunklen Seiten des Lebens aber nicht als ewig destruktives Schwarzes Loch beschreibt.

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Songs wie „Stronger than me“ drehen sich zwar um tiefsitzende Konflikte des Mensch-Seins und lassen nicht wirklich Raum für Licht, aber sie zeugen auch von persönlicher Kraft und dem Erkennen dieser Stärke.

Musikalisch zeigen sich BETWEEN BODIES auf ihrem Debüt durchaus vielschichtig.
Eine Nummer wie „Gallows“ prescht mit einem Knall voran, wandelt sich dann zu einem tendenziell poppigen Ohrwurm, der trotz seiner Emotionalität alles andere als verweichlicht klingt und stattdessen ein bisschen wie Wasser in einem Kochtopf ist, immer kurz davor den Deckel zu lupfen und überzusprudeln.

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Thematisch interessant ist auch „Crosses in the Distance“. Es geht um den Konflikt, den eine religiöse Erziehung, bzw. ein früher und enger Kontakt mit der Kirche und der später folgenden Emanzipation davon, auslösen kann. Musikalisch passend von einer Orgel inszeniert, ist der Song sowas wie ein nachdenklicher Ruhepol des Albums, bevor „Waking Up“ am Ende für etwas positivere Töne sorgt.

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FAZIT: Unterm Strich ist „Electric Sleep“ ein vielschichtiges Album mit knackiger Kruste und brodelndem Mix darunter geworden. Irgendwo zwischen großen Emotionen, dem inneren Drang nach Freiheit, der vielleicht einem Leben voller äußerer Zwänge geschuldet ist und dem Potenzial zur persönlichen Katharsis setzen BETWEEN BODIES ihre Duftmarke. Dass das Album den Hörer während der Auf und Abs der Musik nicht fallen lässt, sorgt außerdem für gehöriges Langzeitpotenzial.

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.02.2023

Tracklist

  1. Lucifer, I wanna be everything
  2. Stronger Than Me
  3. Ambulance
  4. On A Grave
  5. Gallows
  6. Towards The Light
  7. Night Children
  8. Love Invisible
  9. Cold Smoke
  10. Crosses In The Distance
  11. Waking Up

Besetzung

  • Bass

    Benedikt Ricken

  • Gesang

    Christopher Schmidt, Susan Van Beek Rogers, Benedikt Ricken, Nils Fischer, Glenn Barrington

  • Gitarre

    Christopher Schmidt, Susan Van Beek Rogers

  • Keys

    Benedikt Ricken

  • Schlagzeug

    Nils Fischer

Sonstiges

  • Label

    Krod Records/I.Corrupt.Records

  • Spieldauer

    38:04

  • Erscheinungsdatum

    30.09.2022

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