Na, da haben sich ja zwei Finstermänner/frauen gesucht und gefunden…
...doch dass sie uns gleich mit einer Dark-Wave-Folk-Gothic-Mini-CD beglücken, wäre doch wirklich nicht nötig gewesen.
Gerade läuft noch das landesweit erfolgreichste und angesehenste Gothic-Treffen in Leipzig. Eine großartige Sache für alle, die aus ihren Amtsstuben und tristen Alltag des kleinbürgerlichen Funktionierenmüssens mal in die grabestiefen Abgründe von Todessehnsucht und dementsprechende Musik hinabzusteigen. Eine wirkliche Flucht, der man sich ganz hingeben und die man genießen kann – besonders bei solcher Musik wie von THE CURE oder LACRIMOSA oder ähnlichen durchaus beeindruckenden Bands, welche den genauen Soundtrack für dieses Gefühl nach Grabesstille und dem Todesreich zum Ausdruck bringen. Dark Wave paart sich mit Dark Folk und Gothic. Genau diese Gefühl und solche Musik versuchen auch BIANCA STÜCKER & MARK BENECKE knapp 20 Minuten lang auf „Songs Of Love And Sorrow“ (Welch plakativer Album-Titel!) zu präsentieren und scheitern dabei kläglich.
Natürlich ist es gut, mit einem 'großen Namen' wie Deutschlands bekanntesten Kriminalbiologen und überzeugtem Gruftie Dr. Mark Benecke, dessen radio1-Beiträge echt legendär sind, anzutreten, aber ein Name allein reicht nicht. Da sollte auch echt musikalische Begabung mit dazugehören und Gesang, der als solches auch akzeptabel statt schräg klingt. Ansonsten hätte Benecke besser auf „Songs Of Love And Sorrow“ sprechen sollen, denn Stimme hat der Mann, allerdings nur wenn er sie nicht zum Gesang erhebt. Aber auch BIANCA STÜCKER, die singende Multiinstrumentalistin, die auch als Schriftstellerin, Tätowiererin und Tribal-Fusion-Tänzerin unterwegs ist, überzeugt samt ihres hochinteressanten Instruments, der Nyckelharpa (zu der auch noch eine Tagelharpa und Flöten sowie düstere Electronic-Sounds hinzukommen), nicht, was zugleich daran liegt, dass sich dieses finstere Pärchen bekannte Songs ausgewählt hat, um diese zu covern und dabei um Längen hinter der Wirkung der Originale zurückbleibt.
Wie bitte kann man sich eigentlich wagen, mit „Back To Black“ auch noch einen Song von AMY WINEHOUSE für seine düsteren Covereien auszuwählen, selbst wenn man hier noch mit einem Cello für Melodramatik zu sorgen versucht. Die gute Amy wird euch beiden, ob himmlisch beschwipst oder nicht, aus ihrem Totenreich dafür garantiert keinen Beifall klatschen. Nö, das ist teuflische Gotteslästerung aus dem Reich der Vampire und Untoten.
Thematisch geht es um Liebe, Schmerz und Verlust – und Schmerz bereitet einen am Ende auch nach wiederholtem Hören „Songs Of Love And Sorrow“. RTL ist jedenfalls von diesem musikalischen Düster-Krams begeistert. Wir sind es nicht. Sargdeckel auf, rein mit der CD uns ab ins Grab. Aber bitte viel Erde drüber.
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FAZIT: BIANCA STÜCKER & MARK BENECKE nennen es einen musikalischen Kurztrip durch die Finsternis, wir einen überflüssigen Ausflug in die dunklen Abgründe des Gothic. Mit „Songs Of Love And Sorrow“ tuen 'Deutschlands bekanntester Kriminalbiologe' und die musizierende Tätowiererin der Dark-Wave-Musik-Szene keinen Gefallen, sondern vermitteln eher den Eindruck, dass jeder – Hauptsache er klingt irgendwie nach Finsternis und Todessehnsucht – in diesem eigentlich hochinteressanten Musik-Genre rumwildern kann und dann auch noch mit Cover-Versionen, welche den Originalen jegliche Wirkung nehmen, das Grab zum Überlaufen bringen. Ruhe in Unfrieden „Songs Of Love And Sorrow“!
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 29.05.2023
Bianca Stücker, Mark Benecke
Bianca Stücker
Bianca Stücker (Nickelharpa, Tagelharpa, Hammered Harpsichord, Recorders)
Eygennutz Records
19:12
26.05.2023