<img src="http://vg07.met.vgwort.de/na/521ac8a70d774b898cf726653ffafed2" width="1" height="1" alt=""> "Spirit Trail" ist das 1998 erschienene sechste Album des US-Songwriters und Musikers Bruce Hornsby, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Platte Betrachtungen über den amerikanischen Süden anstellte und in seine Musik einfließen ließ. Als unbeschwerte, aber dennoch tiefgründige Auseinandersetzung mit Themen wie Rasse und Religion hat die Platte einen starken Gegenwartsbezug, von dem sich nun jeder, der damals keine Notiz von ihr genommen hat, anhand einer umfangreich erweiterten Fassung als Dreifach-CD oder -LP überzeugen kann.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/cCJ_d3QMb2E?si=KMScO0MHw7wDyFUy" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Die Jubiläumsauflage enthält alle 20 Tracks, vier bisher unveröffentlichte Songs und weit über eine Stunde ebenfalls bisher unveröffentlichter Live-Aufnahmen, ein 36-seitiges Booklet mit Liner Notes des Künstlers, den Songtexten und Bilder des Fotografen Danny Clinch, der sich auf Musik-Ikonen wie Bob Dylan, Johnny Cash oder Bruce Springsteen versteht. Die zusätzlichen Lieder stammen von einem verworfenen Album, an dessen Stelle Hornsby 2002 "Big Swing Face" mit seiner Band Noisemakers veröffentlichte. Das gesamte Material wurde von Bob Ludwig (Led Zeppelin, Lou Reed, Queen, Jimi Hendrix) gemastert.
Piano-Rock im weitesten Sinn - das rasante 'King of the Hill' oder 'Sunflower Cat (Some Dour Cat)' mit gesampeltem Gitarrenpart des 1995 verstorbenen Grateful-Dead-Oberhaupts Jerry Garcia aus 'China Cat Sunflower' - macht "Spirit Trail" im Kern aus, doch es ist grundsätzlich ein Ausbund stilistischer Vielfalt und gehört zu Hornsbys liebsten älteren Werken. Die Originalversion kam außerhalb der USA als Einzel-CD heraus, doch ursprünglich handelte es sich um ein Doppelalbum mit 20 Tracks.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/45OWECZmDAg?si=7SgUAmpqMeKHlhS5" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
Da ist die rührende Ballade 'Fortunate Son', das funky Doppel aus 'Pete & Manny' und 'See The Same Way', da wird in 'Resting Place' und 'Great Divide' geschwärmt, während das zweiteilige 'Preacher in the Ring' einer elegischen Prog-Suite gleicht, und 'Shadow Hand' tendiert genauso wie 'Sunlight Moon' und 'Groove Infatuation' mit elektronischen Drums in die moderne R&B-Richtung; hier bemerkt man auch den feinen Unterschied zwischen dem Haupt- und dem Bonusteil, die hörbar in verschiedenen Sessions realisiert wurden.
Absolut hörenswert sind außerdem die sich teils erheblich von den Studiofassungen unterscheidenden Live-Mitschnitte, worunter die überlangen Performances von 'Resting Place', 'Funhouse' und 'Preacher in the Ring (Part I)' mit Zitaten der klassischen Komponisten Anton Webern und Elliott Carter Höhepunkte markieren.
<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/2xSP8GuWw10?si=uJObrrE_ats_xzRb" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>
FAZIT: "Spirit Trail" bleibt auch 25 Jahre später Bruce Hornsbys epischstes Werk überhaupt. Der bald 70-Jährige agierte selten so verschwenderisch, wobei dem Southern-Thema entsprechend uramerikanische Musikstile von Jazz bis zu archaischem Rock'n'Roll abgehakt werden, alles verpackt in gleichermaßen virtuosen wie mitsingbaren Liedern zeitloser Natur.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.10.2023
J. V. Collier, Skoti Alain Elliott, John Pierce
Bruce Hornsby, Colette Coward, Kyle Davis, Debbie Henry, Joe Lee
Bruce Hornsby, David Bendeth, Adam Larrabee, John Leventhal, Michael Mangini, Wayne Pooley, Matt Scannell
Bruce Hornsby, J. T. Thomas
Matt Chamberlain, John Molo, Shawn Pelton, Bobby Hornsby, Ernesto Laboy
Bobby Read (Klarinette, Flöte, Saxofon), Tim Streagle (Posaune), John D'earth (Trompete), Ashley MacIsaac, David Mansfield (Violine)
Zappo / Thirty Tigers / Membran
182:25
27.10.2023