<b>»[…] CADÛ ist (alt)kurdisch und wird [tschaduu] ausgesprochen. Bedeutet soviel wie Zauber:in, Hexe:r, Voodoo (child), Magie.«</b>
Soweit die Ankündigung von Noisolution, die CADÛ zwischen Tanz- und Headbang-Faktor, zwischen Psychedelic- und Prog-Rock verorten. Das lässt sich so unterschreiben, wobei der Fokus der Songs doch meist gen Gitarrenriff tendiert, anstatt blindlings durch den Äther zu driften.
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Sicherlich ist der Sound trotzdem bunt, verspielt und strahlt auch eine gewisse Hippie-Ästhetik aus, aber CADÛ sind keine bloßen Blumenkinder. Vielmehr ergehen sich Songs wie „OI“ auch in lasziver Melancholie, die zwar mit einer gewissen Sexyness kokettiert, aber eben unter einem eher schweren Sound-Mantel daherkommt.
Dafür zeigt sich einerseits der Gesang von Frontfrau Scharmien Zandi verantwortlich, andererseits warten die in vielen Teilen improvisierten Instrumentalabfahrten nicht unbedingt mit konventionellen Mustern auf.
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Das hat zur Folge, dass manche Momente auf diesem Album zunächst etwas freigeistig und unkonventionell wirken, aber speziell Stücke wie „Mesmerizing Flow“ lassen das Potenzial, das in der Band schlummert, hörenswert zutage treten. Das klingt vertrackt und doch tanzbar, der warme Sound drückt mit reichlich Energie aus den Boxen und auch die schrammeligen Gitarrenexzesse gegen Ende fügen sich bestens in den Song ein.
Als siebzehnminütige Hippie-Progressive-Abfahrt ist der Abschluss „Dead End“ aber zweifellos das Herzstück dieses Albums. Zwischen sanfter Ohrwurmmelodie, warmem Kopfnick-Groove und verspielter Gitarrenabfahrt ist alles dabei. Wobei an mancher Stelle das Gefühl aufkommt, dass speziell die Gitarren hier die Funktion einer zweiten Leadstimme einnehmen, denn, gemessen an der Länge des Stücks ist der Gesangsanteil eher gering. Durch den blechernen Filter wirkt die Stimme von Scharmien Zandi immer mal wie ein Zirkusdompteur, der dem Publikum eine großartige Show verspricht und mit kurzen Einwürfen durch das Programm führt. Das ist auch angesichts des doch relativ harten Bruchs zur zweiten Hälfte des Songs nicht schlecht gemacht.
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Der achtminütige Hidden Track ist dagegen kaum mehr als Rauschen, das kurz von einer lockeren Tanzgroove-Einlage (in der das Motiv des Vorgängersongs wiederholt wird) unterbrochen wird. Zwar ist vieles an „Psychotic Parade“ nicht schlecht, hätte aber auf die halbe Spielzeit eingedampft eine bessere Figur abgegeben.
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FAZIT: CADÛ sind wahrlich musikalische Freigeister und die Hexen-Ästhetik schimmert immer wieder mal in ihrem Sound durch. Allerdings wird manche Psychedelic-Abfahrt doch etwas zu sehr in die Länge gezogen, was die Aufmerksamkeit seitens des Hörers ein wenig strapaziert. Allerdings wird „Psychotic Parade“ so seinem Titel wiederum gerecht, denn als unterschwellige Beschwörungsmusik funktioniert das Album vielleicht doch besser als bei konzentriertem Zuhören.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 19.10.2023
Timothy Luger
Scharmien Zandi, Clemens Hackmack
Clemens Hackmack
Max Mayer
Manuel Pitsch (Percussion)
StoneFree Records
58:08
13.10.2023