Noise als Subgenre ist seinem Namen entsprechend ja eher Lärm, in dem das geneigte Ohr aber eine glanzvolle Ästhetik entdecken darf. In Kombination mit bzw. unter dem federführenden Einfluss von Industrial ergibt sich ein Klangfeld, das von nervenaufreibenden Störgeräuschen, über vertonte Epilepsie-Anfälle bis hin zu Tieftonbrummen alles vereint, was unkonventionelle, elektronische Musik hergibt.
Dazu kommen bis zur Unkenntlichkeit verzerrte und weit in den Hintergrund gemischte Stimmfetzen, die von kratzigen Höhen überlagert werden und in ihren anstrengendsten Momenten eine Kaskade elektronischer Kakofonie ergeben.
Das große ABER im Fall von CATENATION ist, dass es die Band versteht, Stimmung zu kreieren. Die wirkt zwar niemals angenehm, ist für das ungeübte und in einigen Momenten auch für das geübte Ohr eher der klanggewordene Wahnsinn, ohne jeglichen Sinn für Melodien oder Harmonien im klassischen Sinn.
Und doch übt diese Musik eine seltsame, mitunter groteske Faszination aus. Denn das Verständnis für verstörende, weil jeglichem klassischen Musikverständnis fremde, Tonkaskaden ist doch auch spannend. Das ist ein bisschen wie bei einem Gore-/Splatter-Film: Der Ersteindruck hinterlässt nichts als Abscheu, ob des überzeichneten Gemetzels, aber ist man dem Genre nicht komplett abgeneigt, entwickelt sich nach und nach ein unterschwelliger und oft unerklärlicher Reiz, der Gefallen am Grotesken, der diese Art Kunst wenigstens erträglich werden lässt.
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FAZIT: CATENATION liefern Nischenmusik für Querköpfe, denen herkömmliche Sounds in Form von Rhythmen und Melodien zu öde sind. Denn das überpräsente Brummdröhnen macht dem Titel „Infinite Expansion“ dahingehend alle Ehre, als dass es stets an- und wieder abschwillt, aber beim Versuch, sich im Verstand des Hörers auszudehnen, auch an seine Grenzen stößt. Denn ehe der Geist komplett vereinnahmt wird, ist die Stop-Taste des digitalen Players schneller gedrückt als vielleicht gewünscht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 15.09.2023
Eigenproduktion
15:03
28.08.2023