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Ché Aimee Dorval: The Crowned

Stil: Eklektischer Pop

Cover: Ché Aimee Dorval: The Crowned

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Ché Aimee Dorval durch ihr Projekt Casualties of Cool mit Musikvisionär Devin Townsend. Nach dem 2014 erschienenen Album "Casualties of Cool" zog er die Sängerin aus seiner Heimat Vancouver, die sich zuvor als Straßenmusikerin verdingt und bis dahin auch versucht hatte, in den USA Fuß zu fassen, für Gastbeiträge auf seiner LP "Ki" heran, die genauso wie ihr Platteneinstand "Underachiever" 2009 erschien.

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2017 erschien der Nachfolger "Between the Walls and the Window", mit dem sie sich schließlich als Wandererin zwischen den Welten Art Pop, Singer-Songwriter und Alternative Rock mit etlichen stilistischen Schlenkern etablierte. Als Insider-Ding und Kritiker-Liebling scheint sie den kommerziellen Erfolg bis heute zu meiden, wenn man bedenkt, dass sie bereits Kollaborationen mit denjenigen ausschlug, die Hits für Pink, Kelly Clarkson oder Rufus Wainright geschrieben haben.

Folgerichtig kommt die Enddreißigerin jetzt bei einem Liebhaber-Label unter (zwei EPs sind zwischenzeitlich ebenfalls von ihr erschienen, jeweils 2014 und 2020), um ihr drittes Album zu veröffentlichen - und "The Crowned" entpuppt sich mal eben als beeindruckendes Ausnahmewerk.

Das Titelstück schraubt sich zu einem sehnsüchtigen Modern-Gospel-Nummer hoch, und auch das anschließende ´Falling Under´ trägt Züge "schwarzer" Musik, nämlich satte Bläser und verhallte, bauchig Gitarrenlinien, die produktionsbedingt ein bisschen dumpf nach Unterwasseraufnahme klingen - ein Kniff, der auch das positiv monotone, schummrige ´Blood Red Son´ und das wuchtig sirrende Finale ´What is Enough (Desired and Adored)´ auszeichnet.

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Das trip-hoppig schleichende ´Loveless´ pulsiert und blubbert unterschwellig, ehe es zum Ende hin Fahrt aufnimmt. wohingegen das schleppende ´Try´ mit "James Bond"-kompatiblen Streichern die Möglichkeiten des Laut-leise-Prinzip mittels reduzierter Arrangements während der Strophen im Kontrast zu klanglich fett gemästeten Refrain-Parts ausreizt. Überhaupt: immer wieder die Refrains…

Das fast naive, tanzbare ´Want That Soul´ hat etwas vom Girl Pop der 1980er, bewahrt jedoch Dorvals narrative Ader und subtile Melancholie. ´Sensibilities´ lässt sogar an den AOR jener Jahre denken beziehungsweise wäre genauso gut in einer Hollywood-Klamotte von damals denkbar. In jedem Fall ist die Refrain-Melodie groß und wird auf die nachfolgende Ballade ´Sorta Loves Me´ bezogen noch größer, im bombastischen Rocker ´Lionize´ sogar nachgerade gigantisch.

Dass das größtenteils akustische und ohne Rhythmusgruppe auskommende ´Sleeping, Stoned´ die einzige schlicht in Szene gesetzte Nummer der Platte ist, sagt alles über die Kunstfertigkeit aus, mit der sie aufgenommen und produziert wurde - von niemand geringerem als Bob Rock (Metallica, Mötley Crüe, Bon Jovi) neben Dorval selbst.

FAZIT: Erwachsenen-Pop, experimenteller Rock und bei allem Wagemut stets ein Augenmerk auf gediegenem Songwriting zeichnen Ché Aimee Dorvals dritten Longplayer aus. "The Crowned" lebt von einer eindrucksvollen Frauenstimme und State-of-the-Art-Klangdesign, in dessen Rahmen zeitlose Sounds aus verschiedenen Genres auf kongeniale Weise mit Stilmitteln zeitgenössische elektronischer Musik verschmelzen. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/45913c24c0e64b609d88beb59dbc58e4" width="1" height="1" alt="">

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.01.2023

Tracklist

  1. 1. The Crowned
  2. 2. Falling Under
  3. 3. Loveless
  4. 4. Want That Soul
  5. 5. Blood Red Son
  6. 6. Sensibilities
  7. 7. Sorta Loves Me
  8. 8. Try
  9. 9. Sleeping, Stoned
  10. 10. Lionize
  11. 11. What is Enough (Desired and Adored)

Besetzung

  • Gesang

    Ché Aimee Dorval

Sonstiges

  • Label

    Icons Creating Evil Art / Rough Trade

  • Spieldauer

    46:32

  • Erscheinungsdatum

    20.01.2023

© Musikreviews.de