Selbst wenn das Album „Bar Stool Prophet“ unter CHRISTINA – der MAGENTA-Sängerin CHRISTINA (Booth) – erscheint, so ist es doch im Grunde bei all den daran beteiligten Musikern und der zusätzlich kompositorischen Mitwirkung von ROBERT REED eine Art 'verstecktes' MAGENTA-Album im progressiven Singer/Songwriter-Stil, das als drittes Solo-Album der Sängerin deklariert wird.
Zudem – und hier werden jetzt die alteingesessenen GENESIS-Fans aufhorchen – enthält „Bar Stool Prophet“ beim letzten Song „Rise Again“ einen Gastauftritt von STEVE HACKETT, bei dem er (Achtung! Achtung!) auf recht ungewöhnliche Art Mundharmonika spielt. Aber auch Funk- und Soul- sowie Bar-Jazz-Momente bereichern das Album, welches sich bewusst den progressiv-rockenden Maßstäben entzieht, ungemein.
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Diese intime Bar-Jazz-Atmosphäre der Musik ist sicher sehr bewusst bei vielen Songs gewählt, worauf der Albumtitel bereits hinweist und sich auch die Songs um beispielsweise tragische und traurige Verluste drehen, wie durch Alkoholmissbrauch, aber auch Depressionen und Krankheiten, die einen endgültig dahinraffen und die oftmals dann zum Thema der 'Barhocker-Propheten' werden, die mitunter selbst schon in Abhängigkeiten und Sucht verflochten sind.
Nachzulesen sind alle mitunter sehr langen und intimen Texte in dem 12-seitigen Booklet, welches man in dem Digipak entdeckt.
Stimmungsmäßig bewegen sich alle 10 Songs im größtenteils ruhigen Bereich, wobei besonders auch das warme Saxophon-Spiel von Peter Jones, dem Mann hinter TIGER MOTH TALES und CAMEL, hervorgehoben werden muss, das sich manchmal etwas verhalten Richtung 'Baker Street' bewegt.
„From The Riptide“ bekommt dann einen rockigeren Anstrich verpasst, in dem auch mal die E- und die Akustische Gitarre sowie eine Pedal Steel gegeneinander konkurrieren dürfen, bis Tony Dallas seinen Einsatz als Erzähler erhält, um ein symphonisch-bombastisches Song-Ende einzuleiten.
„The Price We Pay“ liebäugelt mit Folk-Rhythmen und Hookline-Melodien, die sich sofort im Ohr festsetzen. Noch dazu ist hier Tanzbarkeit kein Frevel, sondern ein Angebot – wenn das auch der progressive Hardliner wahrscheinlich anders sieht.
Egal, denn wenn dann Steve Balsamo noch seine Stimme als Duett-Partner erhebt (wie später auch beim letzten Song des Albums, auf dem zusätzlich noch STEVE HACKETT mitwirkt), dann lacht einen der Song in seiner ganzen eingängigen Schönheit an, die zudem eine zärtliche Erinnerung an KATE BUSH ausstrahlt.
Wenn die Barhocker-Propheten ihre Geschichten erzählen und CHRISTINA dazu singt, dann passt das alles – sicher auch durch das Rundumtalent Rob Reed, der vom Mix bis zur Produktion und dem Schreiben sowie der musikalischen Umsetzung (genauso wie bei MAGENTA eben) alle Fäden fest in der Hand hält. Da kann nichts schief gehen und geht es auch nicht.
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FAZIT: Ohne groß drumherum zu reden, ist das dritte Solo-Album der MAGENTA-Sängerin Christina Booth, das nur unter ihrem Vornamen CHRISTINA firmiert, ein sich zwar verstärkt der Singer/Songwriter-Seite zugewandte Veröffentlichung, welche auch feine Soul- und Funk sowie Bar-Jazz-Anteile enthält, geworden. Es birgt aber zugleich durch die Booth-Stimme und die intensiven Mitwirkung von ROBERT REED eine gehörige Portion MAGENTA-Aura in sich. Mehr für die entspannteren und unprogressiveren Musik-Momente geeignet, in denen man sich gerne auch mal neben der emotionalen Musik den ebenso persönlichen wie emotionalen Texten zuwendet.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.11.2023
Robert Reed, Dan Nelson
Christina Boot, Steve Balsamo
Robert Reed, Hywel Maggs, Chris Fry
Robert Reed
Ryan Aston, Jiffy Griffiths, Robert Reed
Steve Hackett (Mundharmonika), Peter Jones (Saxophon), Kirstie Roberts (Harmoniegesang), Tony Dallas (Gesprochene Worte)
Tigermoth Records/Just For Kicks
55:20
27.10.2023