Wir befinden uns in Netphen, tief im Freak Valley, nein Siegerland. DAILY THOMPSON, auch auf dieser Seite sehr geschätzt, spielen und dem Rockpalast ist dies eine Aufzeichnung wert (in der ARD-Mediathek (noch) abrufbar). Der poetische Pressetext auf der ARD-Homepage muss einfach zitiert werden: „Die Band verheiratet gekonnt Desert Rock, Stoner Rock und gepflegten Noise Rock. Dabei ist ihr Sound heute genauso muskulös, wie es das Namensvorbild des Trios - der britische Zehnkämpfer und Olympiasieger Daley Thompson - in den 1980er-Jahren bei seinen Wettkämpfen war“.
Der erste Satz ist sogar sehr treffend. Eine Prise Space-Rock könnte man noch ergänzen, aber die genannten Ingredienzen finden sich allesamt beim Freak Valley-Auftritt. Fünf Songs in knapp fünfundvierzig Minuten. Das reicht für die einzelnen Tracks, um als Slowburner zu beginnen und dann rollend und grollend das Tempo zu steigern. Mercedes Lalakakis und Danny Zaremba ergänzen sich tadellos am Mikrofon, instrumental zelebriert das Trio die richtige Mischung aus Stoizismus und impulsiven Ausbrüchen. Thorsten Stratmann macht sich gut als Rhythmusgeber des Trios.
Bereits der Einstieg zeigt, wo es lang geht: „She’s So Cold“ beginnt als atmosphärischer Schleicher und wird im weiteren Verlauf zur schnaubenden Tirade: “Breathing In, I’m freakin‘ out“. Reicht für knapp elf Minuten Druck auf dem Kessel. „Cantaloupe Island“ startet verspielt und recht ruhig, schlägt dann eine Bresche zu entspannteren Grunge-Klängen mit New Wave-Touch. Wird härter und drängender vorgetragen als im Studio, durch das Fehlen des Mellotrons rücken ehedem vorhandene proggige Elemente weit in den Hintergrund, der gesangliche Schlagabtausch funktioniert prächtig.
„Slow Me Down“ ist ein Wunsch, den der Song nicht einhält. Das mit sechs Minuten kürzeste und heftigste Lied des Albums. In „Cosmic Cigar“ wird es psychedelischer und DAILY THOMPSON zeigen, dass sie auch gepflegt im Raum schweben können, bevor dröhnend wieder Richtung Erde gedüst wird. „Nimbus“ gibt dem Affen noch einmal Zucker und rockt zwischen Grunge und Stoner-Rock powervoll dahin, lässt sich aber trippige Gitarren-Soli nicht nehmen. Angemessenes Finale eines vitalen Gigs.
FAZIT: „Live At Freak Valley“ zeigt DAILY THOMPSON in guter Form. Zwischen Wüste und All wird eine Dreiviertelstunde kompetent gerockt. Die Dramaturgie mit ihren fein austarierten leisen und lauten Sequenzen funktioniert trefflich. Als Tonträger nur auf Vinyl erhältlich.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.01.2023
Mercedes „Mephi“ Lalakakis
Mercedes „Mephi“ Lalakakis, Danny Zaremba
Danny Zaremba
Thorsten „Babblz“ Stratmann
Noisolution/Soulfood Music
44:28
03.12.2022