Nach einem nur mit vier Bandspuren aufgenommenen "Wohnzimmer"-Album und einer zeitgemäßeren Produktion in einem modernen Utrechter Studio versuchen DEWOLFF erneut einen anderen Recording-Ansatz. Das jüngste Werk des Retro-Rock-Trios entstand live und ohne Overdubs mit der Hilfe von Freunden im Studio Kerwax in der Bretagne, wo vorwiegend Vintage-Equipment zum Einsatz kam.
Die Initialzündung für "Love, Death & In Between" war ein Besuch von Frontmann Pablo van de Poel bei einem Gottesdienst des vom Sänger zum Prediger geläuterten Amerikaners Al Green (´Let´s Stay Together´), woraufhin er sich mit seinen beiden Mitstreitern in alte Soul- und R&B-Platten vertiefte. Das Ergebnis klingt dementsprechend nach - Band und Label zählen selbst auf - "Sam Cooke, The Impressions, The Coasters, The Clovers, Ray Charles und Little Richard" nebst "The Soul Stirrers, Al Green und frühe Platten von The Staple Singers."
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Die gespenstische Ballade ´Will o´ the Wisp´ mit viel Hall und intimem Percussionspiel (prägt auch das funky schmatzende ´Message For My Baby´) oder die langsamen Elegien ´Mr. Garbage Man´ und ´Gilded (Ruin of Love)´ stehen für die ruhige und erzählerische Seite des Albums, das DEWOLFF zufolge grundsätzlich wie eine Geschichtensammlung wirken soll.
Die zurückhaltend rockige Hymne ´Counterfeit Love´ und das tanzbare ´Wontcha Wontcha´ stehen dem völlig außer Konkurrenz laufenden 16-Minuten-Meisterwerk ´Rosita´ gegenüber, das wirkt wie ein Medley aus mehreren Hits und dementsprechend häufig sowohl Rhythmus und Tempo als auch seine Stimmung wechselt - lebhafte Jam-Parts selbstverständlich inklusive.
Die ´Heart Stopping Kinda Show´ ist laut Pablo das Leben auf seine turbulente Art und rein musikalisch ein groovendes Fest aus Bläsern mit Damenchor und Gitarrenlicks vom Geschmackvollsten, das schummrige, sexy unter der Oberfläche brodelnde ´The Queen of Space and Time´ setzt einen angemessen packenden Schlusspunkt hinter eine harmonisch komplexe und gleichsam unter die Haut gehende Platte.
FAZIT: "Love, Death & In Between" bringt als Titel das Leben als solches auf den Punkt und markiert als Album einen ungeheuer authentischen Ritt zurück in der Zeit - DEWOLFF lassen das Beste von Motown und Co. wiederaufleben und scheren sich einen Teufel darum, irgendwie zeitgemäß zu klingen. Die Weisheiten, die Gitarrist/Sänger Pablo zum Besten gibt, sind zeitlos relevant und lassen die zwölf Tracks moderner erscheinen als etwa verkrampfte aktuelle Gesellschaftskritik. <img src="http://vg05.met.vgwort.de/na/3cf793eb071c4e38a2b7751a4ea26d76" width="1" height="1" alt="">
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 28.01.2023
Pablo van de Poel, Luka van de Poel
Pablo van de Poel
Robin Piso
Luka van de Poel
Mascot / Rough Trade
68:04
03.02.2023