Eine Ode an das ungemachte Bett, den Ort, an dem die existenziellen Dinge des Lebens durchlebt, erdacht, kaputtgehauen werden. Der Ort, der gleichsam Wohlfühlzone für Liebende und tröstendes Refugium für verletzte Seelen ist.
Wer hätte gedacht, dass das Schlafgemach bei genauerer Betrachtung deutlich mehr als ein Nutzgegenstand und Nachtlager ist. DEEP DYED liefern auf ihrem Debüt eine vielfältige Ode an das ungemachte Bett, eine musikalische Würdigung des wohl intimsten aller Orte, der doch so alltäglich scheint.
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Da passt der verträumt klingende Pop der Band natürlich bestens ins Bild. Aber diese Traumklänge tönen eben nicht nur leichtfüßig und angenehm, sondern versuchen alle Emotionen, die so ein Bett im Laufe seiner Zeit mitmacht, einzufangen.
Das klingt dann auch mal nach der Trauer in einer schlaflosen Nacht voller Liebeskummer, vielleicht aber auch genau nach dem persönlichen Antidepressiva, das eine ebenso durchgemachte Nacht im Eifer und Feuer der frischen Liebe sein kann („Rush“).
An anderer Stelle schleicht sich eine gewisse Gelassenheit, vielleicht auch Abgebrühtheit in die Musik. Ganz nach dem Motto: „Wenn ich in der Nacht nicht schlafen kann, der Tag eignet sich genauso gut…“.
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Zumindest vermittelt „Memory Starts To Bloom“ mit seiner klanglichen Leichtigkeit diese Art von Unbekümmertheit, womit wieder ein Bogen zu einem universellen Thema des Albums gespannt wird. Denn auch die Liebe bringt diese Einstellung ein Stück weit mit sich. Alles was zählt ist der Moment. Und sollten die Augen dann doch zufallen, ist „Tired Eyes“ die perfekte Einschlafmusik (im positiven Sinn). Denn hier wird der Hörer in eine kuschelige Decke aus warmen Gitarren, sanftem Gesang und repetitiven Basslinien gebettet, die sich bestens zum abschalten eignen.
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Aber da ist doch auch immer noch die andere hibbelige Seite, die ein ungemachtes Bett auszeichnet. Der Unwille, vielleicht auch die Unfähigkeit zu erkennen, wann die Müdigkeit beginnt. Die Wellenbewegung zwischen Erschöpfung und euphorischer, fast manischer Begeisterung dafür, den Moment voll auszukosten. An Schlaf ist hierbei nicht zu denken. Diese aufgekratzte Ekstase klingt u.a. in Songs wie „Dracula Force“ an, oder findet in „Crystal Ball Sensation“ einen etwas dunkleren Twist. Denn hier geht’s u.a. darum, dass der Schlaf auch als kleiner Bruder des Todes angesehen werden kann. Daher gilt es, die Zeit bis zur definitiven Erschöpfung, in der Schlaf unausweichlich wird, aufs äußerste auszureizen, je intensiver desto besser.
Trotz all dieser vielfältigen Beleuchtung des Themas, klingt die Musik durchweg positiv. Eine klangliche Leichtigkeit zieht sich durch sämtliche Songs und das Album wirkt von Beginn an wie eine Wohlfühlzone. Wirkliche Hektik gibt’s kaum. Stattdessen ist das Bild der kuscheligen Bettdecke sehr präsent.
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FAZIT: „Unmade Beds“ ist eine vielfältige musikalische Betrachtung dessen, was für viele selbstverständlich und routinemäßig zum Alltagsrhythmus dazugehört. Dabei ist das Album aber nicht bloß eine Hymne an das ungemachte Bett. Stattdessen betrachten DEEP DYED die unterschiedlichen Qualitäten des Themas Schlaf an sich. Dazu gehören auch Aspekte wie Schlaflosigkeit, verschiedene emotionale Gründe dafür, die mit den diversen Hochs und Tiefs des Lebens unmittelbar verknüpft sind. Womit sich das Album als deutlich tiefgründiger herausstellt, als es anfangs scheint.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.07.2023
La Pochette Surprise Records
57:12
26.05.2023