Zurück

Reviews

Doug Paisley: Say What You Like

Stil: Singer/Songwriter, Folk, Americana, Indie Pop

Cover: Doug Paisley: Say What You Like

Kennt einer noch die amerikanische Fernsehserie „Ein Colt für alle Fälle“ mit Lee Majors in der Hauptrolle, die erstmals 1983 in Deutschland ausgestrahlt wurde?
Wenn nicht, ist dies hier ein echter Geheimtipp. Wirklich.
Nur was hat denn eine Fernsehserie mit der Review zu dem Album eines kanadischen Folk-Singer/Songwriters zu tun?“, werden sich jetzt sicher viele fragen.
Ganz einfach: Die faszinierende Titelmelodie, die genauso faszinierend vom Hauptdarsteller selber gesungen wurde, hieß <a href="https://youtu.be/F4LX8PPMuOY" target="_blank" rel="nofollow">„The Unknown Stuntman“</a>, ging als flotte Americana-Folk-Hymne sofort ins Ohr und setzte sich spätestens nach dreimaligem Hören fest. Und damit wären wir schon bei DOUG PAISLEY und seinem zweiten Album „Say What You Like“, welches genau die gleichen Qualitäten wie „The Unknown Stuntman“, von dem es sogar zwei deutsche Varianten (eine von VOLKER LECHTENBRINK und eine von TOM ASTOR) gibt, entwickelt und die knapp 40 Minuten lang an dieses wunderschöne Gefühl aus längst vergangenen Zeiten, in denen einen eine Serien-Titelmelodie schlicht vom Hocker hauen konnte, erinnert.

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/6QhYcT92PNE" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>

Auf „Say What You Like“ passt alles, was man hinter dem Begriff „Melancholie“ auszudrücken vermag. Manchmal möchte man regelrecht direkt vor seiner Anlage laut zu heulen beginnen, lauter als der Song klingt, wenn er „die ewig gleiche Geschichte von den immer wieder neuen Katastrophen“ („Rewrite History“) oder von den „Tränen der Geliebten, die man entdeckt, während man ihr ins Gesicht blickt“ („Make It A Double“) erzählt.
Dazu taucht immer wieder einmal die wunderschöne Stimme von FELICITY WILLIAMS („Rewrite History“, „I Wanted It Too Much“) auf, die im besten CHRIS & CARLA-Stil den Songs die entsprechend weibliche Tiefe verleiht. Tiefe, die nichts Erotisches, sondern eher Trauriges verbreitet. Dazu noch eine 'weinende' Steel Guitar und die Mischung ist perfekt.

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/jqvXvNP1oI4" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>

Schon seiner langen Laufzeit von über sieben Minuten wegen und der Beschränkung auf eine Steel und eine akustische Gitarre ist „Holy Roller“ der Ausbrecher auf dem Album, der gerade durch seinen Minimalismus und den traurigen Text besonders tief geht, ohne allerdings jemals die Atmosphäre des gesamten Albums zu 'zerstören'. Hier beweist Paisley sein vielseitiges Talent besonders als Singer/Songwriter und wie charismatisch seine Stimme dem Album einen unvergleichlichen Anstrich verleiht.

Einen fetten Pluspunkt gibt’s zudem für die perfekte Produktion und den ebenso perfekten (sehr warmen und raumfüllenden) Klang – und bei der LP-Ausgabe noch für das schöne blaue Vinyl sowie die bedruckte LP-Innenhülle, auf der neben einer ganzseitigen Malerei auf der einen auch alle Texte auf der anderen Seite zu finden sind.

<center><iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/ZxZYJ-HLGIk" title="YouTube video player" frameborder="0" allow="accelerometer; autoplay; clipboard-write; encrypted-media; gyroscope; picture-in-picture; web-share" allowfullscreen></iframe></center>

FAZIT: Ruhige Country-, Folk- und Americana-Songs, die neben den Texten besonders auch von der warmen DOUG PAISLEY-Stimme leben, die einen sehr hohen Wiedererkennungswert besitzt. Hier trifft die Atmosphäre der WALKABOUTS auf das ruhige 70er-Jahre-Flair der EAGLES und der BELLAMY BROTHERS. „Say What You Like“ versprüht 40 Minuten lang einen echten Singer/Songwriter-Charme, der allerdings bei den Texten, die allesamt kleine Geschichten erzählen (und auf der bedruckten LP-Innenhülle nachzulesen sind), oftmals in einer traurigen Grundstimmung daherkommen. Der Hörer dieser auch soundtechnisch ausgezeichneten LP wird schon nach dem ersten Hördurchgang seine Antwort auf diese „Sag, was du magst“-Album-Frage finden: Eine Antwort die „Genau dieses Album!“ zum Ausdruck bringt.

Punkte: 13/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2023

Tracklist

  1. <b>Seite A</b> (19:40):
  2. Say What You Like (2:48)
  3. Sometimes It's So Easy (2:26)
  4. Wide Open Plain (5:27)
  5. Rewrite History (2:56)
  6. Almost (3:09)
  7. If I Wanted To (2:54)
  8. <b>Seite B</b> (19:26):
  9. Make It A Double (2:43)
  10. I Wanted It Too Much (3:03)
  11. You Turn My Life Around (2:38)
  12. Holy Roller (7:29)
  13. Old Hometown (3:33)

Besetzung

  • Bass

    Darcy Yates

  • Gesang

    Doug Paisley

  • Gitarre

    Doug Paisley, Christine Bougie, Afie Jourvanen, Michael Eckert

  • Keys

    Don Kerr

  • Schlagzeug

    Don Kerr

  • Sonstiges

    Felicity Williams, Don Kerr, Afie Jourvanen (Harmoniegesang), Don Rouke (Lap Steel)

Sonstiges

  • Label

    Outside Music/Bertus

  • Spieldauer

    39:06

  • Erscheinungsdatum

    17.03.2023

© Musikreviews.de