Das neongrüne Tape, als das „Ultralyte“ daherkommt, passt insofern gut zum Sound dieser Dresdner, als dass ELECTROLYTES hibbelig-verstrahlten Punk mit Garagenmuff und Weltraumästhetik präsentieren.
Wie das zusammen passt?
Die Musik klingt unverschämt tanzbar, geizt nicht mit poppigen Melodien, die sich aber mit spacigen Synthwave-Elementen die Waage halten.
Dazu klingt die Stimme von Frontfrau Sandra Spindler tendenziell görenhaft und scheint sich nicht immer entscheiden zu können (oder zu wollen), ob sie den Hörer jetzt einlullen oder ihm mit einem Satz an die Kehle (oder in die Ohren) springen will.
Trotzdem wohnt der Musik eine unterschwellige Lockerheit inne, die nach einigen Durchläufen sogar anfängliche Gefühle von Entspannung und Wohlsein mit sich bringt. Oft ist diese Qualität aber nur ein Trugschluss, denn gerade in gemächlicheren Nummern wie „Orpheus“ mischt sich eine Beklemmung, die von dem stoischen Groove und dem blechernen Gesang immer stärker aufgebauscht wird.
Bevor es aber soweit ist, scheinen auch kurze (und eher vermeintliche) Sonnenmomente aus dem Sound hervor.
„Primitive“ macht seinem Namen zwar durchaus Ehre, geht aber unweigerlich in die Beine und würde sich gut als Soundtrack für eine urbane, tendenziell heruntergekommene Trash-Disco machen.
Ähnliche Qualitäten bringt u.a. „Hellacopter“ mit, wenn auch hier die zynische Seite der Band (vor allem textlich) deutlicher ausgelotet wird. Unterm Strich ist es aber egal, ob Zynismus, schlichter Pessimismus oder einfach der Wille einer überdrehten Welt den musikalischen Spiegel vorzuhalten, die Antrieb für dieses Album waren. „Ultralyte“ klingt jedenfalls vom Fleck weg auf reizvolle Art mitreißend und bewusst überdreht.
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FAZIT: „Ultralyte“ bringt das Potenzial mit, sich bis zur Dehydrierung in Ekstase zu tanzen. Da ist der Bandname ELECTROLYTES vielleicht auch gleich ein passender Warnhinweis, vorab die Flüssigkeitszufuhr zu sichern. Die Tanzlaune ergibt sich zwar nicht zwingend aus dem anregenden Sound, als vielmehr der apokalyptischen Stimmung, nach der die Welt total am Ende ist. Was hilft da besser, als voller Ekstase ins Vergessen zu tanzen? Ob das allerdings eine dauerhaft sinnvolle Lösung ist, darf bezweifelt werden.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.09.2023
Sandra Spindler
Sandra Spindler, Martin Matthes, Felix Karpf
Martin Matthes
Max Jäger
Felix Karpf
It’s Eleven Records
38:53
25.08.2023