Fast wäre dieses Release im Sumpf der vielen ähnlich gelagerten Bands untergegangen. Und seien wir einmal ehrlich: Wer zieht sich die nächste HM2-Huldigung von Musikern mit „Stockholm-Syndrom“ rein, wenn er die letzten zehn schon bewusst ignoriert hat? Keiner gewiss, der seinen Death Metal gerne innovativ mag. Solche Leute dürfen die neue Langrille von ENDSEEKER mit dem augenzwinkernden Titel „Global Worming“ denn auch weitläufig umgehen. Der Rest könnte versuchen, über die fehlende Originalität ein bisschen hinwegzusehen. Die gebotene musikalische Qualität macht nämlich einige Schnitzer in Sachen Eigenständigkeit wieder gut.
Vielleicht nennen wir es nicht „Innovationslosigkeit“, sondern schlichtweg „Traditionsbewusstsein“, und davon versprühen ENDSEEKER reichlich, wobei die fünf Hamburger Jungs, die ihre Fans in stetem Zweijahrestakt mit bisher fünf Alben beglückt haben, quasi durch jede Phase des Stockholm-Death-Metal wildern. Was sie mit alten Hasen wie DISMEMBER verbindet, ist sicherlich in erster Linie das tiefergelegte Klangbild in Zusammenhang mit der charakteristischen Lead-Gitarrenarbeit. Die Hamburger eignen sich überdies deren typischen Hardcore/Punk-Charme an („Global Worming“, „Our Only Life“). Gleichzeitig ist ihre Musik, getreu jener traditionellen Spielweise, oft im Midtempo gehalten, während schnellere Passagen lange keine Höchstgeschwindigkeitsmarken erreichen.
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Seit die einschlägigen Vertreter der Stockholm-Szene zur Mitte der 1990er Jahre hin melodischer musizierten, stellen eingängige Elemente eine durchaus willkommene Option dar, den derben Soundwall aufzuhübschen. ENDSEEKER machen davon Gebrauch, indem sie ihre durchweg überzeugenden Refrains mit tollen Melodien unterlegen. Man höre etwa das überaus coole „Hanging Gardens“ oder die Video-Auskopplung „Hell Is Here“, welche mittels Titelgebung an ein gleichnamiges THE CROWN-Album anspielt. Gleichwohl der Gesamtsound natürlich durch rohe Brutalität besticht, ist der norddeutsche Fünfer doch darauf bedacht, kein unmusikalisches Produkt auf die Beine zu stellen; Songs nicht nur mit melodischen Einlagen, sondern auch mit gereimten Refrains und typischen – man möchte sagen: vorhersehbaren – Strukturen zu versehen. Sollte ob dieser Tatsache beim Hören einmal die Aufmerksamkeit schwinden, können einen die teils tonnenschweren Grooves wieder einfangen und wohlige Erinnerungen an ENTOMBEDs „Wolverine Blues“ wecken („Wheel Of Torture“).
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FAZIT: Wer nicht auf die neue FLESHCRAWL warten möchte, kann sich mit dieser stilechten wie schnörkellosen Elchtod-Kopie aus deutschen Landen die Wartezeit verkürzen. ENDSEEKER machen es mit ihrem fünften Album „Global Worming“ der Konkurrenz schwer. Und das ist eine gute Sache!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.12.2023
Eggert
Lenny
Ben, Jury
Kummer
Metal Blade Records
40:23
27.10.2023