Könnte mir hier und jetzt bitte mal einer erklären, wie man/frau eine Milliarde Streams abfassen kann, wenn er solche (austauschbare) Musik wie GABRIELLE APLIN macht?
Sorry, aber wir besprechen hier so unglaublich viele richtig gute Musiker, mindestens genauso viele mittelmäßige und so einige richtig schlechte. Da kommen bei solchen Stream-Infos grundsätzliche Zweifel auf, denn das, was uns GABRIELLE APLIN auf „Phosphorescent“ zu bieten hat, gehört zur zweiten, nicht aber ersten hier erwähnten Kategorie – zumindest aus musikalischer Sicht.
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Obwohl...
Die Vinylausgabe ihres Albums ist ganz große klasse – im Gatefoldcover plus bedruckter Innenhülle samt aller Texte und noch dazu auf farbigem, gesprenkeltem Vinyl. Nichts zu meckern, absolut nichts, außer…
...man nimmt sich beispielsweise die Texte samt ihrer Pennäler-Poesie zur Hand. Herz-Schmerz-Lyrics, die sich in Wiederholungen erschöpfen und dabei auch gerne immer wieder solche unzählig wiedergekäuten Weisheiten wie „I can feel it...“ („Don't Say“) oder „If you really gonna“ („Take It Easy“) und „I don't know what I want“ („Don't Know What I Want“) zum besten geben.
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Da wirft sich die Frage auf, ob GABRIELLE APLIN wirklich weiß, was sie will – außer natürlich Klickzahlen.
Und wenn man davon genug hat, wie im Falle von „Phosphorescent“ gibt’s eine so wirklich professionell glattgebügelte und aufgepimpte Platte, die, lässt man die Texte mal außen vor, tatsächlich von der beeindruckenden Stimme der Musikerin lebt, die sich allerdings nicht durch große Flexibilität auszeichnet. Dafür geht sie sofort ins Ohr und setzt sich durch die recht bombastische Produktion dort auch sofort fest. Erinnerungen dürfen aufkommen – an eine ADELE oder SHERYL CROW.
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Doch dann entdeckt man auch eine so großartige Ballade wie „Mariana Trench“ kurz bevor das Album, an dessen Gleichförmigkeit man sich gerade so schön gewohnt hatte, ausklingt. Und dieser auf ein Piano und die diesmal leidenschaftlich variierte, mitunter fast weinerlich klingende Stimme reduzierte Song ist einfach großartig. Selbst der traurige Text hat deutlich mehr zu sagen: „I don't know how we get through the shit that we do / But we get through“.
Da darf man hoffen, dass GABRIELLE APLIN zukünftig noch mehr auf diese gefühlvollen Nummern – in die sie sich selber fallen zu lassen scheint – setzt, als auf die flotten Rhythmen, die mehr auf Klicks im Netz als auf die Tränen der stillen, traurigen Momente setzen.
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FAZIT: Sprechen mehr als eine Milliarde Klickzahlen wirklich zugleich auch für eine hochwertige musikalische Qualität? Diese Frage stellt sich bei „Phosphorescent“ von GABRIELLE APLIN durchaus. Denn auf dem als farbige Vinyl-Ausgabe wunderschön gestaltetem Album sind viele Songs nur Mittelmaß, auch wenn die Stimme der 30-jährigen britischen Musikerin einen charismatischen Erkennungswert besitzt, haben ihre Songs selber viel zu wenig zu sagen und viele Pop-Rhythmen setzen mehr auf Programmiertes als auf Handgemachtes. Eigentlich schade, denn mit einer guten Band im Hintergrund, die der Musikerin eine natürlichere Grundlage garantiert, hätte „Phosphorescent“ tatsächlich was ganz Großes werden können – Klickzahlen hin oder her.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 16.01.2023
Gabrielle Aplin
Never Fade Records
37:39
06.01.2023