Nichts für ungut – aber langsam gehen einem die ganzen Kosmonauten, welche eine Unmenge von progressiv ausgerichteten Rockalben des Jahres 2023 bereits zieren, ziemlich auf den Zeiger. Meinetwegen könnten die Themen noch so kosmisch oder der Rock so space-mäßig sein, aber diese ständige 'Komm wir fliegen in den Kosmos'-Attitüde kann man doch auch mit anderen Motiven, die sich nicht permanent ähneln, zum Ausdruck bringen. Nun jedenfalls haben sich GLASS HAMMER für ein weiteres Kosmonauten-Motiv entschieden – und teilen uns so gleich mit, dass wohl „Arise“ ihr sich am stärksten Richtung Space Rock bewegendes Album geworden ist.
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Das klingt einerseits erfreulich, andererseits verweist es gleich darauf, dass sie sich nach dem Abschluss ihrer 'Skallagrim Trilogie' nun auf kosmische Pfade begeben.
Nach <a href="http://www.musikreviews.de/reviews/2022/Glass-Hammer/At-The-Gate/" target="_blank" rel="nofollow">„At The Gate“</a> öffnen sich die musikalischen Tore nun also Richtung unendliches All.
Natürlich gibt’s hierfür wieder ein klares, diesmal utopisches Konzept, das sich um einen Typen (eben den 'Kosmonauten' auf dem Cover) dreht, der sich im Universum umschauen soll, ob da eine gute oder doch nicht sonderlich lebenswerte Zukunft liegt und sich im Grunde auf die Suche nach Gott oder besser dem Göttlichen begibt. Auch sowas kennen wir längst – und viel besser wird’s trotz der sich wiederholenden Behäbigkeit auch nicht. Da schaltet man geistig jedenfalls schnell ab und lässt die schwurbelige Story, in der ungezählt allein das Wort 'God' zigmal vorkommt, einfach laufen…
...und außerdem wartet da oben sowieso Jury Gagarin (der auf Fotos übrugens eine verdammte Ähnlichkeit mit dem Cover-Kosmonauten hat), der als erster Mensch im Weltraum den Amis immerhin einen russischen Tritt in den kosmischen Hintern verpasst hat.
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Doch dann ist da ja noch das Wichtigste in puncto „Arise“: die Musik!
Und ja, mit der überzeugt der Herr Babb als erster Kapitän des GLASS HAMMER-Raumschiffs – mit der stimmkräftigen Unterstützung von Hannah Pyror als erster Steuerfrau – auf ganzer Linie (nur die Produktion ist etwas zu dumpf ausgefallen), sodass die progressiv-wilde musikalische Reise sich durch die spannendsten Gefilde bewegt: Space und Psyche, Hardrock und Doom Metal, Elektronik und Akustik, Lautes und Leises, weiblicher und männlicher (manchmal verfremdeter) Gesang, Harmonisches und Experimentelles.
Der 12-minutige Titelsong spielt anfangs sogar ganz bewusst mit Motiven aus PINK FLOYDs „Set The Controls For The Heart Of The Sun“ und taucht tief in psychedelische Gefilde ab.
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Das gesamte Album scheint regelrecht auf das ganz große Finale, das über 16 Minuten lange, extrem verspielten Stück „The Return To Daedalus“, welches zudem noch rein instrumental (ein paar belanglose vokale Passagen am Ende mal außer Acht gelassen) ist, hinzusteuern. Eine wahre Prog-Eruption, die dem Hörer da geboten wird und die sich am Ende des Albums tatsächlich zwischen alle Genre-Stühle setzt und außerdem der gelungene Abschluss eines gestalterisch und konzeptionell nicht wirklich begeisternden (CD im Digipak mit 12-seitigem Booklet), dafür aber musikalisch durchaus überzeugenden Space-Rock-Albums ist.
Ja, auch das muss man GLASS HAMMER wiederum lassen – was die Band in den letzten Jahren in jährlicher Regelmäßigkeit veröffentlicht hat, kann sich allemal sehen und hören lassen und kratzt immer wieder locker an der Spitze des Prog-Olymps, der im Diesseits und zum Glück nicht im Jenseits liegt.
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FAZIT: GLASS HAMMER sind immer für eine Überraschung gut. Diesmal geht’s also mit dem Raumschiff und „Arise“ nach der „Skallagrim“-Saga-Trilogie direkt ab in den Kosmos. Space Rock also mit einem Text-Konzept, das eben ähnlich abgefahren wie die Musik dahinter ist. Mit „Arise“ ist ihnen zwar kein Höhenflug gelungen, so krautig und kosmisch das Album auch ausgefallen ist, dafür aber mal wieder ein gelungener Richtungswechsel, der zwar gehörig rockt und psycht, aber diesmal sein progressives Raumschiff eben auch in Richtung HAWKWIND und UFO sowie '2112'-RUSH bewegt. Vielleicht sollten die amerikanischen Progger doch besser auf dem progressiven Boden bleiben, anstatt nach den Space-Rock-Sternen zu greifen...
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.11.2023
Steve Babb
Hannah Pryor, Steve Babb
Steve Babb, Reese Boyd, Fred Schendell
Steve Babb
Randall Williams, Fred Schendell
Steve Babb (Percussion)
Sound Resources/Arion Records/Just For Kicks
59:41
27.10.2023