<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/569a27a7ce104f6086edd03581efa7dc" width="1" height="1" alt=""> Ganz schön fleißig sind sie, diese GODTHRYMM, denn seit ihrer Gründung 2017 hat die britische Gruppe neben einer LP drei EPs veröffentlicht und soweit möglich in ihrer Heimat Konzerte gegeben. Dabei war eine schrittweise Steigerung erkennbar, die nun mit "Distortions" einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat.
Auf dem ersten GODTHRYMM-Album sang Catherine Glencross nur in zwei Songs mit, jetzt ist Gitarrist Hamish Glencross' Ehefrau auch als Keyboarderin vollwertiges Mitglied. Der epische Doom-Sound des Quartetts hat sich dadurch ein bisschen weiter in Richtung Gothic verschoben, was „Distortions“ prima steht. Um in puren Trauerweiden-Niederungen herumzugammeln, ist Glencross dann aber doch zu viel Headbanger und Rocker, wie er auch mit einigen feinen Gitarrenleads- und Solos belegt. 'Devils' ist beispielsweise "as metal as it gets" und ein amtlicher Kopfschüttler - freilich im gemächlichen Tempo, wohingegen das von Keyboard-Flächen geprägte 'Pictures Remain' zum Schluss nur als ausgedehntes Outro fungiert.
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Eigentlich wurde die Band von Beginn an quasi als Solstice-Ersatz beworben, weil Hamish und Drummer Shaun Taylor-Steels mal dort gespielt haben. My Dying Bride, die andere ex-Band der beiden, taugt in Hinblick auf "Distortions" allerding besser als Referenz, zumal deren Sänger Aaron Stainthorpe hier das 13-minütige Schlüsselstück 'Follow Me' veredelt. So weist die Platte einen gewissen Retro-Vibe auf, ohne total anachronistisch zu klingen.
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Trotz einiger Längen - speziell im elfeinhalbminütigen Opener 'As Titans' und während 'Echoes' sieht man sich über eine Stunde lang an "Distortions" gefesselt, wobei gerade die etwas kompakteren Tracks (unter sechs Minuten machen es GODTHRYMM wohlgemerkt nicht) streckenweise richtig gut ins Ohr gehen. 'Unseen Unheard' liegt in dieser Hinsicht ganz weit vorne, dicht gefolgt von 'Obsess and Regress' mit seinen ungewöhnlichen Widerhaken-Melodien; man kann dem Ehepaar im Übrigen bescheinigen, über alle Releases hinweg stetig ausdrucksstärker beim Singen geworden zu sein, und davon profitiert der Vierer in Summe am meisten.
FAZIT: GODTHRYMMs zweite LP markiert in jeder Hinsicht eine Steigerung. Die Band scheint endlich bei ihrem ganz eigenen Take von epischem, Gothic-gefärbtem Doom Metal angekommen zu sein und kann jetzt noch den Leerlauf in seinen Kompositionen straffen, dann sollte ein richtiger Knaller herauskommen. Bis dahin ist das Quartett "nur" überdurchschnittlich gut.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.08.2023
Sasquatch Bob
Hamish Glencross, Catherine Glencross
Hamish Glencross
Catherine Glencross
Shaun Taylor-Steels
Profound Lore / Membran
60:04
18.08.2023