<img src="http://vg04.met.vgwort.de/na/35268604e88144c99a4971e2f7ff686a" width="1" height="1" alt=""> Im langsam unüberschaubar werdenden Gemenge aus GOV´T MULEs Live-Mitschnitten, Zusammenstellungen von Coverversionen und "richtigen" Studioalben mit Eigenkompositionen nimmt "Peace… Like A River" die Stellung eines Konsens-Werks ein. Nach dem zur Hälfte aus Interpretationen alter Blues-Klassiker bestehenden "Heavy Load Blues"-Album reicht das Ensemble ein Dutzend im selben Rutsch aufgenommene Songs nach, die quasi alles zusammenfassen, was es auf seinen bislang zwölf Studioalben zu sagen hatte.
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Bei dem Material handelt es sich um tendenziell längere Kompositionen ohne offenkundig improvisatorische Parts, dafür aber mit wortgewaltigen Lyrics und einem mehrheitsfähigen Gleichgewicht aus musikalischem Anspruch sowie Hooks. "Peace… Like A River" beruht im Grunde auf sehr eingängigen Melodien und Wendungen, die jedoch in bester Bandmanier zu spektakulären Heavy-Soul-Funk-Blues-Jams ausarten, wobei der Faden kein einziges Mal verlorengeht.
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Erneut wartet das Kernquartett mit prominenten Gästen auf – checkt vielleicht zuerst den hypnotischen Ohrwurm ´Shake Our Way Out´ mit Billy Gibbons und das düstere ´The River Only Flows One Way´ mit Billy Bob Thornton –, doch der Star ist und bleibt Gitarrist Warren Haynes, dessen Vision klassischer Rockmusik weite Teile der Retro-Bewegung als fantasielose Stümperei bloßstellt.
Darüber hinaus begeistern das sich bedächtig aufbauende ´Same As It Ever Was´ - mit erst subtiler, dann dominanter Orgel, das zwischen zackigem Stampfer und Soul-Schleicher changierende ´Peace I Need´ sowie der relativ geradlinige Shuffle ´Head Full Of Thunder´. ´Made My Peace´ schraubt sich indes über neun Minuten hinweg von einem typischen Slow Blues zu einer intensiven Gitarren-Piano-Abfahrt hoch, ohne das Tempo zu erhöhen.
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Auf der anderen Seite stehen ´Your Only Friend´ - erst akustisch, dann eine traurige Power-Ballade mit orchestralem Unterfutter - sowie ´Just Across The River´ (mit Celisse Henderson) und ´Long Time Coming´ (mit Motown-Bläser-Feeling), die mehr oder weniger langsam und rauchig ins Ohr wabern. Funky wird es wiederum mit dem schummrigen ´Dreaming Out Loud´ (mit Ivan Neville sowie Ruthie Fosters kraftvoller Zweitstimme und fetten Bläsern) oder ´After The Storm´, ehe das elegisch-epische ´Gone Too Long´ ein passendes Finale abgibt.
FAZIT: Auf "Peace… Like a River" meistern das Kernquartett GOV´T MULE und seine Helfer die Gratwanderung zwischen Massentauglichkeit und klassischem Grateful-Dead-Jam-Rock mit Bravur und schmecken das Ganze mit unter die Haut gehenden Lyrics über Gemeinschaftlichkeit, Freiheit sowie unerschütterliche Zuversicht ab - ein Lichtblick in düsteren Zeiten mit tonnenweise Niveau.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.06.2023
Jorgen Carlsson
Warren Haynes, Danny Louis, Billy F Gibbons, Billy Bob Thornton, Celisse, Ivan Neville, Ruthie Foster
Warren Haynes, Danny Louis
Matt Abts
Fantasy / Universal
76:35
16.06.2023